Wahlprogramm 2017
https://www.bundestagswahl-bw.de/wahlprogramm-afd-2017
Beschlossen auf dem Bundesparteitag in Köln am 22./23. April 2017
PROGRAMM FÜR
DEUTSCHLAND
Wahlprogramm der Alternative für Deutschland
für die Wahl zum Deutschen Bundestag
am 24. September 2017
www.afd.de/wahlprogramm
1 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland 06
1.1 Ohne Volkssouveränität keine Demokratie 07
1.2 Zurückführung der Europäischen Union in einen
Staatenbund souveräner Staaten 07
1.3 Das Volk muss wieder zum Souverän werden 08
1.4 Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild 08
1.5 Die Gewaltenteilung gewährleisten 09
1.6 Trennung von Amt und Mandat und Kampf der
Ämterpatronage 09
1.7 Macht der Parteien beschränken 09
1.8 Direktwahl des Bundespräsidenten 09
1.9 Parteienfinanzierung dem Verfassungsrecht anpassen 10
1.10 Freie Listenwahl und freies Mandat 10
1.11 Wider das Berufspolitikertum: Amtszeit begrenzen 10
1.12 Lobbyismus eindämmen 11
1.13 Private Rentenvorsorge für Parlamentarier 11
1.14 Einführung eines Straftatbestands der Steuerverschwendung 11
1.15 Bürgerlich-freiheitliche Rechtsordnung 11
1.15.1 Vertragsfreiheit bewahren 12
2 | Der EURO ist gescheitert:
Währung, Geld- und Finanzpolitik 13
2.1 Die weitere Mitgliedschaft in der Eurozone ist für
Deutschland unbezahlbar 14
2.2 Sparer und Rentner vor Enteignung durch die EZB schützen 14
2.3 Erhalt des Bargelds 15
2.4 Keine deutsche Haftung für ausländische Banken 15
2.5 Mit uns ist Ihr Geld sicher: Absicherung der Bürger gegen
eine Eurokrise 16
3 | Außen- und Sicherheitspolitik:
Deutsche Interessen durchsetzen 17
3.1 Außenpolitik muss sich an deutschen Interessen ausrichten 18
3.2 Das Verhältnis zu wichtigen Staaten ändert sich 18
3.3 Deutschland muss sich selbst verteidigen 19
3.4 Für eine nationale Sicherheitsstrategie 19
3.5 Deutschland soll seine wirtschaftlichen Stärken ausbauen 20
3.6 Entwicklungspolitik: Stabilität als Sicherheits- und
Wirtschaftsinteresse 21
4 | Innere Sicherheit 22
4.1 Wirksame Bekämpfung der Ausländerkriminalität 23
4.2 Vollstreckung im Ausland 23
4.3 Jugendstrafrecht 24
4.4 Reform der Polizei 24
4.5 Bessere Fahndungsmöglichkeiten 24
4.6 Organisierte Kriminalität bekämpfen 25
4.7 Sicherheit der Bürger verbessern 25
4.8 Abmahnvereine abschaffen 25
4.9 Erstattungsfähigkeit vorgerichtlicher Inkassokosten
gesetzlich unterbinden 25
5 | Asyl braucht Grenzen: Zuwanderung und Asyl 27
5.1 Die demografischen Probleme Europas und Afrikas 28
5.2 Zuwanderung muss nach unseren Regeln stattfinden 28
5.3 Die Türkei gehört nicht in die EU 29
5.4 Keine weitere Einwanderung in die Sozialsysteme 29
5.5 Zuflucht in der Herkunftsregion statt ungebremster
Massenmigration nach Deutschland 30
5.6 Sichere Identifizierung von Asylbewerbern ermöglichen 30
5.7 Kein Familiennachzug in unsere Sozialsysteme 31
5.8 Die Kosten für unbegleitete minderjährige Ausländer
explodieren 31
5.9 Anpassung ist die Aufgabe des Einwanderers, nicht
der „Gesellschaft“ 32
5.10 Staatsbürgerschaft durch Abstammung.
Beendigung der doppelten Staatsbürgerschaft 32
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Inhalt 3
6 | Der Islam im Konflikt mit der freiheitlich-demokratischen
Grundordnung 33
7 | Willkommenskultur für Kinder:
Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung 36
7.1 Deutschland nicht abschaffen 37
7.2 Ehe und Familie stärken 37
7.3 Kinder brauchen beide Eltern: Allein erziehen ist kein
Idealfall 38
7.3.1 Mehr Gerechtigkeit bei Scheidungen 38
7.3.2 Väter stärken 38
7.4 Familiennahe Betreuung würdigen 39
7.5 Schutz des ungeborenen Lebens 39
7.6 Kinder willkommen heißen 39
7.7 Für ein klares Familienbild – Gender-Ideologie ist
verfassungsfeindlich 40
7.7.1 Gender-Ideologie raus aus den Schulen – Frühsexualisierung
stoppen 41
7.7.2 Steuerverschwendung durch „Gender-Forschung“ beenden 41
8 | Bildung und Schule: Mut zur Differenzierung 42
8.1 Mehrgliedriges Schulsystem erhalten 43
8.2 Berufliche Bildung stärken: Meister statt Master 44
8.3 Keine ideologisch motivierte Inklusion: Förder- und
Sonderschulen erhalten 44
8.4 Folgen der Massenimmigration: Nicht auf dem Rücken
der Schüler 44
8.5 Bologna ist gescheitert: Diplom und Magister wieder
einführen 44
8.6 Autonomie der Hochschulen stärken: Freiheit von
Forschung und Lehre bewahren 45
8.7 Keine ideologische Beeinflussung an der Schule:
Die Neutralität der Schule muss gewahrt bleiben 45
8.8 Keinen bekenntnisgebundenen Islamunterricht an
deutschen Schulen 45
8.9 Keine Sonderrechte für Muslime an unseren Schulen 45
8.10 Kein Koranunterricht durch verfassungsfeindliche
Moscheevereine 45
9 | Kultur und Medien 46
9.1 Deutsche Leitkultur statt „Multikulturalismus“ 47
9.2 Die deutsche Sprache als Zentrum unserer Identität 47
9.3 Ideologiebesetzte kulturpolitische Vorgaben des Staates
beseitigen 47
9.4 Bekenntnis zur Kulturhoheit der Länder – keine „politisch
korrekte“ Kunst und Kultur! 48
9.5 Medien: Für eine zeitgemäße Medienpolitik:
Rundfunkbeitrag abschaffen 48
9.6 Das Internet als Ort der freien Meinungsäußerung erhalten 48
10 | Steuern und Finanzen, Wirtschaft und Arbeit 49
10.1 Steuern 50
10.2 Haushaltspolitik 51
10.3 Soziale Arbeitswelt 52
10.4 Arbeitslosigkeit und Qualifikation für Langzeitarbeitslose 52
10.5 Keine Manipulation der Arbeitslosenquote 53
10.6 Wirtschaftspolitik für Deutschland: Wohlstand für alle! 53
10.7 Gesicherte Einlagen bei Bankinsolvenzen 54
10.8 Anspruch auf Teilhabe am digitalen Leben und
digitaler Wirtschaft 54
11 | Sozialpolitik 55
11.1 Sozialpolitik und Zuwanderung 56
11.2 Benachteiligung von Familien beseitigen und Kinderarmut
bekämpfen 56
11.3 Grundsätzliches zur Rente 57
11.4 Rente und Lebensarbeitszeit 57
11.5 Rente und versicherungsfremde Leistungen 57
11.6 Doppelbesteuerung der staatlichen Rente vermeiden 58
11.7 Grundsicherung im Alter: Wer gearbeitet hat, muss später
mehr haben 58
11.8 Gerechtigkeit beim Arbeitslosengeld 58
11.9 Paritätische Finanzierung der Kranken- und
Pflegeversicherung 58
4 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Inhalt
12 | Unser Gesundheitssystem ist in Gefahr 59
12.1 Finanzierung der Gesundheit – grundlegende Probleme
beseitigen 60
12.2 Ärztliche Versorgung auf dem Land sicherstellen 60
12.3 Dem „Pflegenotstand“ entgegenwirken 60
12.4 Stationäre Versorgung durch Investitionen sicherstellen 61
12.5 Krankenhaus-Notfallambulanzen entlasten 61
12.6 Ambulante Versorgung durch ein Hausarztsystem optimieren 61
12.7 Ärzte und Therapeuten überwiegend in Deutschland
ausbilden 61
12.8 Das deutsch-türkische Sozialversicherungsabkommen
kündigen 62
12.9 Gesundheitskarte und E-Health-Gesetz 62
12.10 Alternative Medizin als Ergänzung traditioneller Medizin 62
12.11 Freiberufliche Hebammen 63
12.12 Keine Freigabe von Cannabis 63
13 | Schluss mit der Technologiefeindlichkeit:
Energie und Klima 64
13.1 Klimawandel 65
13.2 Energiepolitik 65
13.3 Land der Tüftler und Denker: Technologie fördern 66
14 | Verkehrswege erhalten und ausbauen, Wohnungsbau
verstärken, ländlichen Raum entwickeln 68
14.1 Verkehr und Infrastruktur 69
14.2 Wohnungsbau 69
14.3 Den ländlichen Raum stärken 70
15 | Umwelt-, Natur- und Tierschutz, Verbraucherschutz
und Landwirtschaft 71
15.1 Wasserversorgung gehört in die öffentliche Hand 72
15.2 Ausbau der Windenergie stoppen 72
15.3 Lärmschutz verbessern 72
15.4 Verbraucherschutz 72
15.5 Tierschutz: Tierquälerisches Schlachten verbieten 73
15.6 Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft 73
15.6.1 Regionalisierung und Direktvermarktung 73
15.6.2 Alte Kultursorten erhalten 74
15.6.3 Rahmenbedingungen für Kleingärten und Kleintierhaltungen
verbessern 74
15.6.4 Für eine gentechnikfreie deutsche Landwirtschaft 74
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Inhalt 5
K A P I T E L 1
Verteidigung der
Demokratie in Deutschland
1.1 Ohne Volkssouveränität keine Demokratie
Wir wollen Deutschland reformieren und an die Prinzipien
und Wurzeln anknüpfen, die zu seinem jahrzehntelangen
sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg ge-
führt haben. Die Rechtsstaatlichkeit muss wiederhergestellt
werden, und der Staat muss seine eigentlichen Kernaufga-
ben, insbesondere die Gewährleistung der inneren Sicher-
heit, wieder wahrnehmen. Mit den Verträgen von Schengen,
Maastricht und Lissabon wurde rechtswidrig in die unan-
tastbare Volkssouveränität eingegriffen. Ein Staat, der das
Grenzregime und damit die Hoheit über sein Staatsgebiet
aufgibt, löst sich auf. Er verliert seine Eigenstaatlichkeit.
Auch in Deutschland wenden wir uns gegen Zentralismus,
Gleichmacherei und Uniformität. Denn wir stehen entschie-
den für Subsidiarität und Föderalismus. Starke, eigenständi-
ge Bundesländer, Regionen und Kommunen in einem souve-
ränen Deutschland entsprechen dem Ideal freier Völker und
vielfältiger kultureller Identitäten. Einheit in Vielfalt statt
Selbstaufgabe im Kollektiv ist uns Ursprung und Ziel deut-
scher Selbstbestimmung.
Wir wollen den souveränen, demokratischen National-
staat erhalten!
Die AfD steht für die Freiheit und Selbstbestimmung der
europäischen Nationen. Das bedeutet, dass alle Nationen das
Recht haben, sich in souveränen Staaten zu organisieren. Als
solche können sie völkerrechtliche Verbindungen eingehen
und gemeinsame Interessen als Staatengemeinschaft wahr-
nehmen. In Europa war dies über die Europäische Wirt-
schaftsgemeinschaft erfolgreich gelungen. Der Versuch, über
die Verträge von Maastricht (1992) und Lissabon (2008)
einen „Staatenverbund“ zu schaffen, wie das Bundesverfas-
sungsgericht diese vorbildlose Konstruktion nennt, muss als
gescheitert betrachtet werden.
Stattdessen werden durch die EU, die den Anspruch
erhebt, kontinentaler Staat zu werden, die existierenden,
demokratischen Nationalstaaten in ihrer Funktion einge-
schränkt bzw. dauerhaft zerstört. Es gibt weder ein europä-
isches Staatsvolk, das für ein solches Vorhaben konstitutiv
wäre, noch ist erkennbar, dass sich ein solches auf absehbare
Zeit herausbildet. Kulturen, Sprachen und nationale Iden-
titäten sind durch Jahrhunderte dauernde geschichtliche
Entwicklungen entstanden. Sie stellen für ihre Angehörigen
unverzichtbare Identifikationsräume dar, die nur in natio-
nalen Staaten mit demokratischer Verfassung wirkungsvoll
ausgestaltet werden können. Nur hier kann Volkssouveräni-
tät gelebt werden, die Mutter und das Herzstück der Demo-
kratie.
1.2 Zurückführung der Europäischen Union in
einen Staatenbund souveräner Staaten
Das bestehende „Lissabon-Europa“ ist daher zurückzu-
führen zu einer Organisation von Staaten, die auf der Basis
völkerrechtlicher Verträge ihre Interessen und Aufgaben-
wahrnehmung definieren. Nicht rückholbare Souveränitäts-
verzichte der Staaten dürfen mit einer solchen Konstruktion
nicht verbunden werden. Ähnlich wie heute im Vertrag über
die Europäische Union (EUV) in Art. 50 vorgesehen, behält
sich jeder Staat ein Austrittsrecht vor.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland 7
Sofern eine solche Konzeption mit den derzeitigen Part-
nern der EU nicht einvernehmlich auszuhandeln ist, ist
Deutschland gezwungen, dem Beispiel Großbritanniens zu
folgen und aus der bestehenden EU auszutreten.
Die Schaffung neuer überstaatlicher Vereinbarungen bleibt
vorbehalten und wird aufgrund nationalstaatlicher Souverä-
nität erst ermöglicht.
1.3 Das Volk muss wieder zum Souverän werden
Heimlicher Souverän in Deutschland ist eine kleine,
machtvolle politische Oligarchie, die sich in den bestehenden
politischen Parteien ausgebildet hat. Sie hat die Fehlentwick-
lungen der letzten Jahrzehnte zu verantworten. Es hat sich
eine politische Klasse herausgebildet, deren vordringliches
Interesse ihrer Macht, ihrem Status und ihrem materiellen
Wohlergehen gilt. Diese Oligarchie hat die Schalthebel der
staatlichen Macht, der politischen Bildung und des infor-
mationellen und medialen Einflusses auf die Bevölkerung in
Händen. Die stetigen Verletzungen der Prinzipien der deut-
schen Staatlichkeit gipfeln in der Flüchtlingspolitik der Bun-
desregierung von CDU/CSU und SPD. Die Volksvertreter
haben sich den grundgesetzlich garantierten Parlamentsvor-
behalt für alle wichtigen Entscheidungen im Staat nehmen
lassen und die über ihre Köpfe hinweg getroffenen rechts-
und verfassungswidrigen Entscheidungen zur Zuwanderung
klaglos hingenommen. Nur das Staatsvolk der Bundesrepu-
blik Deutschland kann durch das Mittel der unmittelbaren
Demokratie diesen illegalen Zustand beenden.
1.4 Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild
Wir wollen dem Volk das Recht geben, den Abgeordneten
auf die Finger zu schauen und vom Parlament beschlossene
Gesetze zu ändern oder abzulehnen. Dies würde in kürzes-
ter Zeit die Flut der oftmals unsinnigen Gesetzesvorlagen
nachhaltig eindämmen und die Parlamente zu sorgfältigerer
Arbeit zwingen. Ein mäßigender Einfluss auf Beschlüsse der
Abgeordneten in eigener Sache – etwa Diäten-, Fraktions-
und Parteienfinanzierung und die Finanzierung von „partei-
nahen“ Stiftungen – wäre dadurch gewährleistet. Das Volk
soll auch die Möglichkeit erhalten, eigene Gesetzesinitiativen
einzubringen und per Volksabstimmung zu beschließen.
Die AfD fordert Volksentscheide nach Schweizer Vorbild
auch für Deutschland.
Ohne Zustimmung des Volkes darf das Grundgesetz nicht
geändert und kein bedeutsamer völkerrechtlicher Vertrag ge-
schlossen werden. Die deutschen Bürger sind der Zahlmeis-
ter Europas. Entgegen aller früheren Beteuerungen haften
wir für die jährlich wachsenden Schulden anderer EU-Län-
der. Dies ist ein schicksalhafter politischer Wortbruch, der
die heute lebenden Bürger und mehrere nachfolgende Gene-
rationen in große Existenznot bringen wird.
Das deutsche Volk soll deshalb nach dem britischen Vor-
bild über den Verbleib Deutschlands in der Eurozone und
gegebenenfalls der EU abstimmen!
8 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland
Im Gegensatz zur CDU und ihrer Kanzlerin halten wir das
deutsche Volk für ebenso mündig wie das der Schweizer, der
Briten, der Franzosen, der Italiener und der Niederländer.
Entgegen anderslautender Behauptungen entscheiden Bür-
ger in Schicksalsfragen der Nation weitsichtiger und gemein-
wohlorientierter als macht- und interessengeleitete Berufs-
politiker. Das ist die Lehre aus der Wiedervereinigung, aus
der Ablehnung des „EU-Verfassungsvertrags“ durch das
französische und das niederländische Volk und der Entschei-
dung der Engländer, aus der Lissabon-Union auszutreten.
Wir sind der Auffassung, dass die vielfältigen politischen
Probleme Deutschlands mutiger Weichenstellungen bedür-
fen. Nach unserer Überzeugung können die fundamentalen
Krisen von Währung, Energieversorgung und Migration so-
wie die Konfrontation mit dem Islam alleine weder von der
Regierung noch vom Bundestag tragfähig bewältigt werden.
Ohne eine unmittelbare Mitbestimmung der Bürger kann
und darf dies auch nicht geschehen.
Die Einführung von Volksabstimmungen nach Schweizer
Modell ist für die AfD deshalb nicht verhandelbarer Inhalt
jeglicher Koalitionsvereinbarungen.
1.5 Die Gewaltenteilung gewährleisten
Zahlreiche Gesetze haben die Gewaltenteilung in Deutsch-
land über die Jahre erodieren lassen und zu einer über-
bordenden Staatsgewalt geführt: Ehemalige Politiker auf
Richterstühlen, Abgeordnete die zugleich Kanzler, Minis-
terpräsident oder Minister sind und sich insoweit selbst
kontrollieren, sowie parteipolitische Netzwerke, die durch
verbotene Ämterpatronage entstehen, können nicht länger
toleriert werden. Die Justiz muss entpolitisiert werden.
1.6 Trennung von Amt und Mandat und Kampf
der Ämterpatronage
Kanzler, Ministerpräsidenten, Minister und parlamen-
tarische Staatssekretäre dürfen nicht mehr zugleich Abge-
ordnete sein. Die Funktionen von „politischen Beamten“ in
der Staatsverwaltung wollen wir abschaffen – von Minis-
terialdirektoren bis zu Polizeipräsidenten. Die Mitarbeiter
der öffentlichen Verwaltung haben unabhängig und loyal zu
sein. Beamten- und Richterstellen sind ausschließlich nach
Qualifikation und fachlicher Leistung zu besetzen (Art. 33
Abs. 2 GG). Die „Parteibuchwirtschaft“ muss beendet wer-
den. Ämterpatronage ist unter Strafe zu stellen.
1.7 Macht der Parteien beschränken
Parteien sollen am politischen System mitwirken (Art. 21
Abs. 1 GG), es aber nicht beherrschen. Die Allmacht der Par-
teien und deren Ausbeutung des Staates gefährden unsere
Demokratie. Diese Allmacht ist auch Ursache der verbreite-
ten Politikverdrossenheit und der freiheitsbeschränkenden
„politischen Korrektheit“ sowie des Meinungsdiktats in allen
öffentlichen Diskursen. Die Loyalität der Abgeordneten gilt
eher den Parteivorständen als den Bürgern, in deren Auftrag
sie in erster Linie zu handeln haben.
1.8 Direktwahl des Bundespräsidenten
Derzeit wird der Bundespräsident in der Bundesversamm-
lung vorgeschlagen und gewählt. Die Auswahl des Kandida-
ten findet hinter verschlossenen Türen durch Absprachen
der Parteien statt. Diese Kungelei beschädigt die Würde des
Amtes und schmälert die Akzeptanz des Staatsoberhaupts
durch das Volk.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland 9
Wir wollen den Bundespräsidenten deshalb direkt durch
das Volk wählen lassen.
Dafür ist der Art. 54 des Grundgesetzes entsprechend zu
ändern.
1.9 Parteienfinanzierung dem Verfassungsrecht
anpassen
Mit der Parteienfinanzierung haben sich die etablierten
Parteien ab 1954 eine ständig wachsende Finanzausstattung
verschafft. Die „staatliche Teilfinanzierung“ in Höhe von
jährlich ca. 160 Millionen Euro wird durch eine verdeckte
Parteienfinanzierung von mittlerweile über 600 Millionen
Euro bei weitem übertroffen. So halten wir zum Beispiel die
für jeden Bundestagsabgeordneten zur Verfügung stehende
„Mitarbeiterpauschale“ von 20.000 Euro monatlich für deut-
lich überhöht. Hier wird keine wissenschaftliche Beratung
geleistet, sondern eine Armee von Parteisoldaten bezahlt.
Die AfD will die staatliche Parteienfinanzierung neu re-
geln und deutlich reduzieren.
Alle Mittel der Parteienfinanzierung sollen entgegen
derzeitiger Praxis der unbeschränkten Kontrolle der Rech-
nungshöfe unterliegen. Unabdingbar ist auch eine restriktive
und Korruption vermeidende Neuordnung der Spendenrege-
lungen. Ferner soll den deutschen Parteien endlich die Betei-
ligung an Unternehmen, insbesondere Medienunternehmen,
sowie die Annahme von Firmenspenden verboten werden.
1.10 Freie Listenwahl und freies Mandat
Die politische Klasse Deutschlands hat das Wahlrecht und
die Wahlverfahren im Lauf der Zeit immer perfekter ausge-
nutzt und angepasst, um den Einfluss des Volkes auf die Be-
werberauswahl zu minimieren. Dem Wähler werden starre
Wahllisten der Parteien zum Ankreuzen vorgelegt. Über die
„sicheren Listenplätze“ bestimmen die Parteivorstände de
facto die Zusammensetzung des Parlaments.
Mit einer demokratischen Gestaltung des Wahlsystems
will die AfD dem Wähler die Entscheidung über die perso-
nelle Zusammensetzung der Parlamente zurückgeben.
Wir treten für die „freie Listenwahl“ ein, mit der Möglich-
keit des Kumulierens, Panaschierens und Streichens von
Kandidaten.
Ferner wollen wir eine deutliche Verringerung der etwa
2.500 Parlamentarier Deutschlands mitsamt dem zugehö-
rigen Verwaltungsapparat. Ein Bundestagsabgeordneter
vertritt etwa 128.000 Einwohner, in den USA beträgt das
Verhältnis 1:600.000. Wir wollen eine Verkleinerung des
fast 700 Abgeordnete umfassenden Bundestags auf unter
500.
1.11 Wider das Berufspolitikertum: Amtszeit
begrenzen
Die ungebrochene Tendenz zum Berufspolitikertum hat
der Monopolisierung der Macht Vorschub geleistet und die
unübersehbare Kluft zwischen Wählern und Gewählten ste-
tig vergrößert. Vetternwirtschaft, Filz, korruptionsfördernde
Strukturen und Lobbyismus waren und sind die Folge.
10 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland
Um unser Ideal des Bürgerabgeordneten herzustellen,
fordern wir eine Mandatszeitbegrenzung für Abgeordnete
auf vier und für den Bundeskanzler auf zwei Legislaturpe-
rioden.
1.12 Lobbyismus eindämmen
Wir wollen, dass Bundestagsabgeordnete ihre volle Ar-
beitskraft der parlamentarischen Arbeit widmen. Das Man-
dat darf nicht unter bezahlten Nebentätigkeiten leiden. Der
überbordende Lobbyismus in Brüssel und Berlin muss ein-
gedämmt werden. Wir wollen die Regelungen der Nebentä-
tigkeiten für Parlamentarier und gegen Abgeordnetenbeste-
chung deutlich verschärfen. Unseren eigenen Abgeordneten
haben wir bereits jetzt über unsere Satzung entsprechende
Regeln auferlegt. Ferner setzen wir uns für ein Lobbyis-
ten-Gesetz mit konkreten Rechten, Pflichten und Sanktionen
für Mandatsträger und Lobbyisten ein, das vorbildlichen
Regelungen anderer Demokratien entspricht.
1.13 Private Rentenvorsorge für Parlamentarier
Bundestagsabgeordnete zahlen derzeit keine Rentenbeiträ-
ge und erhalten nach wenigen Jahren bereits eine Altersver-
sorgung, die ein Arbeitnehmer mittleren Einkommens nicht
einmal nach 45 Beitragsjahren erreichen kann. Die AfD
möchte das kostspielige und den Steuerzahler übermäßig
belastende Versorgungsmodell für Abgeordnete grundlegend
reformieren und es auf ein System privater Altersvorsorge
umstellen.
1.14 Einführung eines Straftatbestands der
Steuerverschwendung
Während Steuerhinterziehung auch vergleichsweise
kleiner Beträge in Deutschland konsequent verfolgt und
bestraft wird, bleibt die weit mehr gemeinwohlschädliche
Steuerverschwendung straffrei. Horrende Baukostenüber-
schreitungen, unsinnige Beschaffungsmaßnahmen und
verschwenderische Prestigeprojekte von Amtsträgern und
Behördenleitern bleiben nach der gegenwärtigen Rechtslage
weitgehend ohne strafrechtliche Folgen für die Verantwort-
lichen.
Die AfD fordert daher die Einführung eines neuen Straf-
tatbestands der Haushaltsuntreue.
Die Regelung soll die Rechte der Steuerzahler stärken
und die Bestrafung von groben Fällen der Steuerverschwen-
dung durch Bedienstete und insbesondere herausgehobene
Amtsträger ermöglichen.
1.15 Bürgerlich-freiheitliche Rechtsordnung
Die Prinzipien der Gleichheit vor dem Gesetz und der
bürgerlichen Vertragsfreiheit gehören zu den großen zivilisa-
torischen Errungenschaften Europas. Während des weitaus
größten Teils der Menschheitsgeschichte gehörte es zur un-
hinterfragten Normalität, dass Menschen durch Geburt oder
Stand ungleich und in ihrer rechtlichen Selbstbestimmung
beschränkt waren, bis hin zum Extrem der Rechtlosigkeit in
Form von Leibeigenschaft oder Sklaverei. Erst die christliche
und humanistische Kultur der europäischen Völker brachte
die vorgenannten Prinzipien hervor und verwirklichte sie in
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland 11
einem jahrhundertelangen Prozess. In den letzten Jahrzehnten
ist erschreckenderweise eine Abkehr von diesen europäischen
Grundwerten zu verzeichnen. Diesem zivilisatorischen Rück-
schritt gilt es entgegenzutreten.
Die Alternative für Deutschland tritt für die Gleichheit vor
dem Gesetz ein. Deshalb lehnen wir sogenannte „Quotenrege-
lungen“ ab.
In Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es: „Männer und
Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsäch-
liche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und
Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile
hin. Niemand darf wegen seines Geschlechtes benachteiligt
oder bevorzugt werden.“ Diese Sätze haben einen klaren und
guten Sinn. Das Recht, nicht vom Staat aufgrund des eigenen
Geschlechts benachteiligt zu werden, ist ein individuelles
Menschenrecht. Es kommt jedem Menschen in gleicher Weise
zu. Manche Juristen vertreten die falsche These, Artikel 3 GG
erlaube es dem Staat, einzelne Menschen „stellvertretend“ für
ihr jeweiliges Geschlecht zu bevorzugen oder zu benachteili-
gen, um die als Kollektive vorgestellten Geschlechter „gleich-
zustellen“. Jedoch kann es in einem freiheitlichen Rechtsstaat
niemals legitimes Ziel staatlichen Handelns sein, in willkürlich
abgegrenzten gesellschaftlichen Teilbereichen eine ebenso
willkürlich festgesetzte „Geschlechterquote“ zu erzwingen.
Genauso wenig kann eine gesetzlich vorgeschriebene Ungleich-
behandlung ein Mittel zur Verwirklichung von Gleichberech-
tigung sein. Gesetze, die solches vorschreiben, sind verfas-
sungswidrig und abzulehnen. Die AfD wird sich im Deutschen
Bundestag für ihre Aufhebung einsetzen.
1.15.1 Vertragsfreiheit bewahren
Die Alternative für Deutschland tritt für die Bewahrung bzw.
Wiederherstellung der bürgerlichen Selbstbestimmung im Zi-
vilrechtsverkehr ein. Deshalb lehnen wir sogenannte ,,Antidis-
kriminierungsgesetze“ ab. Zentraler Grundwert einer freiheit-
lichen Zivilrechtsordnung ist die Vertragsabschlussfreiheit, das
ist die Freiheit jedes Einzelnen, selbst darüber zu entscheiden,
ob er mit einem anderen Bürger in rechtliche Beziehungen
treten will oder nicht. Unter dem Einfluss der Europäischen
Union wird dieses fundamentale Prinzip der Privatautonomie
in der deutschen Gesetzgebung Schritt für Schritt zerstört.
In einer freiheitlichen Grundordnung ist der Staat in seinem
Handeln gegenüber dem Bürger der Pflicht zur Gleichbehand-
lung unterworfen der Bürger selbst jedoch ist in der Gestaltung
seiner privaten Rechtsverhältnisse frei.
Eine Aufhebung dieser Trennung zwischen Staat und Gesell-
schaft beschädigt die freiheitliche Natur der Rechtsordnung
und öffnet die Tür für eine in letzter Konsequenz totalitäre
Herrschaftsordnung. Die AfD wird sich im Deutschen Bun-
destag gegen diese Entwicklung und für die Bewahrung einer
freiheitlichen Privatrechtsordnung einsetzen.
12 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verteidigung der Demokratie in Deutschland
K A P I T E L 2
Der EURO ist gescheitert:
Währung, Geld- und
Finanzpolitik
2.1 Die weitere Mitgliedschaft in der Eurozone ist
für Deutschland unbezahlbar
Die Geschäftsgrundlage des Euro war: Keine Haftung für
die Schulden anderer Länder und keine Staatsschulden über
60 Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts. Diese
Regeln sind zerstört worden.
Deshalb muss Deutschland die Transferunion aufkündi-
gen und den Euroraum verlassen.
2.2 Sparer und Rentner vor Enteignung durch die
EZB schützen
Die EZB sollte eine zweite Bundesbank sein. Stattdessen
betreibt sie eine Währungspolitik der unwirtschaftlichen
Zinsen (Nullzinspolitik). Dies zerstört alle kapitalgedeckten
Alterssicherungssysteme von Betriebsrenten, über staatlich
geförderte Rentensysteme, private Lebensversicherungen
bis zu privaten Sparvermögen. Seit dem Amtsantritt von
Gouverneur Draghi fehlen rund 500 Milliarden Euro für die
Altersvorsorge der Deutschen. Die AfD fordert die Durchset-
zung des vertraglichen Verbots der Staatsfinanzierung und
eine Rückführung der Befugnisse der EZB auf Geldpolitik
im engeren, klassischen Sinn. Alle Maßnahmen der EZB zur
Manipulation des freien Kapitalmarkts müssen eingestellt
werden. Eine Politik der künstlich herbeigeführten Null- und
Negativzinsen führt zur Zerstörung der zentralen Märkte für
Anleihen. Die durch die EZB-Politik verursachte Wechsel-
kursabwertung und die Preisexplosion am Aktien- und Im-
mobilienmarkt zerstören die Kaufkraft von nicht so schnell
steigenden Einkünften, wovon insbesondere Arbeitnehmer
und Rentner betroffen sind.
Während die Bundesbank nur einmal in 50 Jahren Staats-
anleihen gekauft hat, ist das für die EZB das tägliche „Ge-
schäftsmodell“. Bis Ende 2016 hat sie für über zwei Billionen
Euro staatliche und private Anleihen erworben. Eine solche
„Rotation der Gelddruckmaschine“ ist nach den europäi-
schen Verträgen verboten.
Der Euro ist für ein Wirtschaftsgebiet mit völlig unter-
schiedlich leistungsfähigen Volkswirtschaften eine Fehlkon-
struktion. Nach achtzehn Jahren Spannungsaufbau kann
die Gemeinschaftswährung nur noch über permanente und
weitgehend deutsche Haftungsübernahmen aufrechterhalten
werden. Dies ist keine Basis für die gedeihliche Entwick-
lung der Volkswirtschaften der Euroländer. Die Folge ist
eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit im Süden Europas. Die
Jugendarbeitslosigkeit liegt in Spanien und Griechenland
bei über 40 Prozent, in Italien bei über 35 Prozent und in
Frankreich bei über 25 Prozent. Es entwickeln sich „verlore-
ne Generationen“. Die Völker Europas werden diese Ent-
wicklung nicht klaglos hinnehmen und sich zu Recht gegen
die politischen Eliten auflehnen.
Die suprastaatliche Rettungspolitik verletzt geltendes
Recht, darunter das Verbot der Staatsfinanzierung durch die
EZB und das Verbot der Haftung für Schulden anderer Mit-
gliedstaaten (Art. 123 und 125 AEUV). Die Rettungspolitik
bricht alle den Wählern seit den 1990er Jahren gegebenen
Zusicherungen zur „niemals zugelassenen Haftung Deutsch-
lands für Fremdschulden“.
Willkürliche „Rettungsmaßnahmen“ zugunsten einzelner
Banken und Unternehmen oder gar eine „EU-Wirtschafts-
regierung“ lehnen wir ab.
14 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Der EURO ist gescheitert: Währung, Geld- und Finanzpolitik
Dies sind vertragswidrige Eingriffe in die Marktwirtschaft
und in die demokratischen Entscheidungsstrukturen der
beteiligten Nationalstaaten.
Die AfD ist sich bewusst, dass die Rückabwicklung einer
fast 20 Jahre zurückliegenden Fehlentscheidung finanziell
schwierig sein wird. Solche Kosten werden jedoch niedriger
sein als die eines weiteren Verbleibs im Eurosystem, da
dessen weitere Entwicklung bezüglich der Fremdhaftung
und der Zinseinbußen unabsehbar und daher in den Kosten
nicht zu begrenzen ist.
2.3 Erhalt des Bargelds
Unser Bargeld ist in Gefahr. Mit Unterstützung von Bun-
desregierung, Internationalem Währungsfonds und Euro-
päischer Zentralbank wird seine schleichende Abschaffung
vorbereitet.
Die AfD fordert den dauerhaften Erhalt der uneinge-
schränkten Bargeldnutzung als wichtiges bürgerliches
Freiheitsrecht.
Mit der Abschaffung des Bargelds würde die Rolle des
Geldes als unantastbarer und gebührenfreier Wertspeicher
eingeschränkt. Eine Abschaffung des Bargelds macht für den
Krisenfall die Enteignung von Kontoinhabern möglich. Bar-
geld ist ein natürliches Bollwerk gegen eine weitere Absen-
kung der Zinsen bis in den negativen Bereich.
Ein Bargeldverbot würde bedeuten, dass Zahlungsvorgän-
ge nur noch elektronisch stattfinden können. Dies eröffnet
Staat und Banken die totale Kontrolle über alle Geldströme
und Wirtschaftsaktivitäten, über jede finanzielle Handlung
der Bürger, unter Umständen sogar über deren Aufenthalts-
orte. Aus dem gläsernen Bankkunden würde der gläserne
Mensch – Vollüberwachung bis hinein in private, ja intime
Lebensbereiche. Mit einem freiheitlichen Rechtsstaat sind
solche Kontrollmöglichkeiten nicht vereinbar.
2.4 Keine deutsche Haftung für ausländische
Banken
Die AfD verlangt, dass die deutschen Banken etwaige
Haftungen auf die nationale Ebene begrenzen und wie bisher
eigene Verbundlösungen schaffen können, die den unter-
schiedlichen Profilen der Bankengruppen Rechnung tragen.
Wir wenden uns gegen jegliche Versuche der europäischen
Vergemeinschaftung von Haftungsrisiken, insbesondere aus
Bankgeschäften.
Die „Bankenunion“ wäre ein weiterer Schritt in die von
der AfD abgelehnte Haftungs- und Transferunion. Wir
treten dafür ein, die nationale Souveränität über die Ban-
ken- und Finanzdienstleistungen wiederherzustellen; dieser
Wirtschaftsbereich ist für ein reibungsloses Funktionieren
unserer Volkswirtschaft lebenswichtig.
Die grenzüberschreitende Haftung der deutschen Banken
für alle anderen EU-Banken muss ausgeschlossen bleiben.
Als Sofortmaßnahme, noch vor einem „D-Exit“, fordert
die AfD darum die Bundesregierung und die Deutsche
Bundesbank auf, die politisch bislang geduldete Überbean-
spruchung des Verrechnungskontos „Target-2“ zu beenden.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Der EURO ist gescheitert: Währung, Geld- und Finanzpolitik 15
Derzeit hat die Bundesbank offene Forderungen in Höhe von
über 800 Milliarden Euro gegenüber der EZB, deren Betrei-
bung mangels hinterlegter Sicherheiten ungewiss ist.
Bis zum Ausstieg aus dem Euro sind diese gefährdeten
Target-2-Forderungen der Bundesbank abzuschmelzen,
jährlich an Stichtagen glattzustellen oder mit Sicherheiten zu
unterlegen. Alternativ wird die Bundesbank beauftragt, diese
Forderungen abzuschmelzen, indem sie Sachwerte in den
Schuldnerstaaten ankauft.
2.5 Mit uns ist Ihr Geld sicher: Absicherung der
Bürger gegen eine Eurokrise
Deutschland muss auch in einem plötzlichen währungspo-
litischen Krisenfall handlungsfähig sein.
Wir wollen deshalb für die Wiedereinführung einer neuen
nationalen Währung („Deutsche Mark“) rechtzeitige Vor-
kehrungen treffen. Für den Fall einer Verschärfung der
Finanzkrise wollen wir schon jetzt vorsorglich ein gesetzli-
ches Maßnahmenpaket auf den Weg bringen. Das im Aus-
land gelagerte Gold der Bundesbank muss vollständig und
umgehend nach Deutschland überführt werden. Bei der
Wiedereinführung der Deutschen Mark könnte Deutschland
das Gold als temporäre Deckungsoption benötigen.
16 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Der EURO ist gescheitert: Währung, Geld- und Finanzpolitik
K A P I T E L 3
Außen- und Sicherheitspolitik:
Deutsche Interessen
durchsetzen
3.1 Außenpolitik muss sich an deutschen
Interessen ausrichten
Deutschland ist als eine der bedeutenden Wirtschaftsnati-
onen der Welt daran interessiert, zu allen Staaten gute Bezie-
hungen zu pflegen und das friedliche Zusammenleben der
Völker zu fördern. Die AfD bekennt sich zu den Werten der
Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts. Wir
setzen uns für eine an deutschen Interessen ausgerichtete
Außenpolitik ein.
Deutschland braucht eine nationale Sicherheitsstrategie,
die der Problemlage angepasst ist. Als Gestaltungsmacht
innerhalb der Staatengemeinschaft kann unser Land zur
Krisenprävention und friedlichen Lösung von Konflikten
beitragen.
Die Zukunft Europas liegt nicht in der EU in ihrem jetzigen
Zustand und auch nicht in ihrer weiteren Zentralisierung,
sondern in einem Europa souveräner Staaten, die partner-
schaftlich zusammenarbeiten.
Die AfD tritt dafür ein, die Vereinten Nationen so zu re-
formieren, dass den veränderten Gewichtungen in der Welt
Rechnung getragen wird.
Wir streben einen ständigen Sitz Deutschlands im Si-
cherheitsrat sowie die Abschaffung der gegen Deutschland
gerichteten Feindstaatenklausel in der Charta der Vereinten
Nationen an.
Die AfD fordert eine strikte Einhaltung des Nichteinmi-
schungsgrundsatzes in innere Angelegenheiten von Staaten,
auch durch nichtstaatliche Akteure. Die AfD setzt sich dafür
ein, dass die Rolle der OSZE bei der Stabilisierung von
Krisenregionen in Europa und seiner Peripherie ausgebaut
wird.
Der internationale islamische Terrorismus ist eine ernste
Bedrohung der internationalen Staatengemeinschaft. Seine
Entstehung und Ausbreitung muss mit allen zur Verfügung
stehenden legalen Mitteln bekämpft werden.
3.2 Das Verhältnis zu wichtigen Staaten
ändert sich
Die USA sind der wichtigste Bündnispartner Deutschlands.
Leitbild einer interessengeleiteten deutschen Außen- und
Sicherheitspolitik ist die Gleichberechtigung beider Partner.
Die zunehmende Fokussierung der USA auf den pazifischen
und ostasiatischen Raum erfordert eine autonome deutsche
Sicherheitsstrategie.
Im Einklang mit den langjährigen Forderungen der USA
nach einer gerechten Verteilung der Lasten und den europä-
ischen Bestrebungen nach mehr Mitsprache in der NATO ist
es nur folgerichtig und in deutschem Interesse, den euro-
päischen Einfluss in der NATO zu stärken. Die NATO muss
wieder ein reines Verteidigungsbündnis werden. Die Landes-
verteidigung ist durch die europäischen Staaten weitgehend
eigenständig zu gewährleisten.
Die Schaffung einer EU-Armee oder den Einsatz deut-
scher Streitkräfte für fremde Interessen lehnt die AfD ab.
18 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Außen- und Sicherheitspolitik: Deutsche Interessen durchsetzen
Eine Entspannung im Verhältnis zu Russland ist für die
AfD Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden in Europa.
Es liegt im deutschen Interesse, Russland in eine sicherheits-
politische Gesamtstruktur einzubinden, ohne eigene Interes-
sen und die unserer Bündnispartner außer Acht zu lassen.
Die AfD tritt für die Beendigung der Sanktionspolitik ein.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland sollte
vielmehr vertieft werden.
Die Beziehungen zur Türkei sind dagegen erschüttert und
müssen neu gestaltet werden.
Die Türkei gehört kulturell nicht zu Europa. Die aktuel-
len politischen Entwicklungen geben Anlass zur Sorge und
zeigen, dass sich die Türkei noch weiter von Europa und der
westlichen Wertegemeinschaft entfernt hat. Die Mitglied-
schaft der Türkei in der NATO ist zu beenden, die Bundes-
wehr aus Incirlik abzuziehen und alle direkt und indirekt an
die Türkei im Rahmen internationaler, mulitilateraler und
bilateraler Abkommen gewährten Geldleistungen umgehend
zu stoppen.
Die AfD lehnt ferner den Beitritt der Türkei zur EU ab und
fordert das sofortige Ende aller Beitrittsverhandlungen.
3.3 Deutschland muss sich selbst verteidigen
Die AfD fordert die Rückkehr der Streitkräfte zur Einsatz-
bereitschaft. Deren Aufgaben ergeben sich aus dem Grund-
gesetz und der Bedrohungslage. Derzeit genügt die Bundes-
wehr diesem Anspruch weder strukturell und personell noch
materiell. Das ist angesichts der gegenwärtigen Bedrohung
Europas und der geopolitischen Neuausrichtung der USA
gefährlich und daher inakzeptabel.
Die deutschen Streitkräfte sind so zu reformieren, dass
deren Einsatzbereitschaft auch bei Einsätzen mit höchster
Intensität gewährleistet ist. Dazu sind umfangreiche struk-
turelle, personelle und materielle Veränderungen unabding-
bar.
Die Wehrpflichtarmee hat der Bundesrepublik Deutsch-
land über mehr als fünf Jahrzehnte gute Dienste geleistet.
Rechtfertigung der Wehrpflicht ist die Bedrohungslage, die
sich in absehbarer Zeit nicht ändern wird. Die allgemeine
Wehrpflicht verwurzelt die Streitkräfte in der Gesellschaft.
Dazu könnte der Wiederaufbau von Heimatschutzkräften
oder ein Milizsystem nach Schweizer Vorbild mit kurzer
Präsenzpflicht geeignet sein.
Die AfD fordert die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht.
3.4 Die AfD fordert eine nationale
Sicherheitsstrategie
Die AfD plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz beim
Schutz von Staat, Wirtschaft und Bürgern. Dazu gehören
sowohl militärische als auch zivile Komponenten. Wissens-
und Technologiediebstahl müssen verhindert werden. Im
Zeitalter hybrider Bedrohungen und von „Cyberangriffen“
durch staatliche und nichtstaatliche Akteure sowie durch
Terrorismus gewinnt eine zivil-militärische Zusammenarbeit
an Bedeutung. Die gesamte Versorgung und Verwaltung des
Landes hängen von einer widerstandsfähigen Infrastruktur
ab. Staat und Bürger müssen gegen gewaltbereite Akteure,
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Außen- und Sicherheitspolitik: Deutsche Interessen durchsetzen 19
die sich bereits legal oder illegal im Land befinden, geschützt
werden. Zu erreichen ist dies durch neue dezentralisierte
Strukturen mit zentraler Koordination und allzeit verfügbare
schnelle Reaktionskräfte.
Die AfD fordert eine nationale Sicherheitsstrategie mit
einer jährlich stattfindenden Debatte zur deutschen Sicher-
heitspolitik im Bundestag sowie einer entsprechenden Regie-
rungserklärung des Bundeskanzlers.
Das Schengen-Abkommen betrachten wir als gescheitert, da
eine wirksame Kontrolle der Außengrenzen nicht gegeben ist.
Es muss deshalb wieder ein deutscher Grenzschutz auf-
gebaut werden, der die Staatsgrenzen zu schützen vermag,
wobei der freie Personen- und Güterverkehr zu gewährleis-
ten ist.
3.5 Deutschland soll seine wirtschaftlichen
Stärken ausbauen
Die AfD fordert die Wahrnehmung deutscher Wirtschaftsin-
teressen im gleichen Maß wie auch andere Länder ihre eigenen
Interessen vertreten. Die Förderung der Außenwirtschaft muss
auf Regierungsebene hohe Priorität genießen.
Die AfD fordert den diskriminierungsfreien Zugang zu aus-
ländischen Import- und Exportmärkten für deutsche Unter-
nehmen. Dazu gehören auch der Zugang zu Rohstoffen und die
Freiheit der Handelswege.
Verlässliche Handelsregeln zu erhalten und nach den Inte-
ressen unseres Landes weiterzuentwickeln, ist Kernaufgabe
deutscher Außenwirtschaftspolitik.
Wir fordern außerdem eine stärkere Kontrolle und Berück-
sichtigung gesamtwirtschaftlicher deutscher Interessen, wenn
ausländische Konzerne eine deutsche Firma übernehmen
wollen. Gegebenenfalls ist die Übernahme zu unterbinden.
Dies gilt insbesondere, wenn staatlich kontrollierte ausländi-
sche Unternehmen beteiligt sind oder der Abfluss wichtiger
Technologien zu befürchten ist.
Der Ausverkauf von Wissen, das in unserem Land in Gene-
rationen aufgebaut wurde, muss beendet werden.
Die Anmaßung supranationaler Gerichte ist zu beenden.
Im Ausland verhängte Strafzahlungen in volkswirtschaftli-
chen Dimensionen bedrohen deutsche Unternehmen in ihrer
Existenz. Wir werden auf der politischen Ebene gegen solche
gezielte Zerstörung deutscher Unternehmen intervenieren.
Die Interessen unserer Bürger im Gesundheits- und Ver-
braucherschutz, im Tier- oder Naturschutz müssen in einer
globalisierten Welt vertreten werden. Dafür brauchen wir
hohe Schutzstandards und einen eindeutigen Umgang mit
unterschiedlichen Standards.
Wir wollen multilaterale Handelsabkommen im Rahmen
der Welthandelsorganisation (WTO). Bilaterale Handelsver-
träge sollen nur abgeschlossen werden, wenn multilaterale
Handelsverhandlungen nicht durchführbar sind. Investitions-
schutzverträge sollen nur abgeschlossen werden, wenn sie
20 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Außen- und Sicherheitspolitik: Deutsche Interessen durchsetzen
auch deutsche Unternehmen gegen unsichere Rechtsverhält-
nisse absichern. Alle Abkommen müssen in transparenten
Verfahren verhandelt werden.
Die AfD lehnt aus den dargelegten Gründen CETA, TISA
und TTIP ab.
Dort, wo im Freihandel die Märkte versagen, soll die Han-
delspolitik korrigierend eingreifen. Mit einer strategischen
Handelspolitik nehmen wir die Interessen unserer Bürger
wahr und schützen ihre Arbeitsplätze im globalen Wettbe-
werb. Die AfD fordert die Bündelung der Außenwirtschafts-
förderung im Bundesministerium für Wirtschaft.
3.6 Entwicklungspolitik: Stabilität als Sicherheits-
und Wirtschaftsinteresse
Nach 50 Jahren Entwicklungspolitik ist das Ergebnis er-
nüchternd. Beispielsweise ist Afrika heute trotz (oder wegen)
aller Hilfen nur mit rund zwei Prozent am Welthandel be-
teiligt. Durch das rapide Bevölkerungswachstum werden die
Ergebnisse der Entwicklungspolitik wieder zunichtegemacht.
Die AfD fordert einen grundsätzlichen Strategiewechsel in
der Entwicklungspolitik.
Dabei sollten die deutsche und die europäische Entwick-
lungshilfepolitik sich bewusst sein, dass die Dimension des
afrikanischen Problems (2015 1,2 Milliarden Einwohner;
2050 prognostizierte 2,4 Milliarden Einwohner) so gewaltig
ist, dass auch durch eine optimierte Entwicklungshilfepolitik
dem Kontinent von außen nicht nachhaltig geholfen werden
kann.
Die AfD tritt für einen weiter gefassten Ansatz in der Ent-
wicklungspolitik ein, welcher auch deutschen Sicherheits-
und Wirtschaftsinteressen Rechnung trägt.
Partnerländer und Projekte müssen unter Berücksichti-
gung von Erfolgspotenzial, Nachhaltigkeit und des mögli-
chen Eigenanteils ausgewählt werden. Hilfe soll primär Hilfe
zur Selbsthilfe sein.
Wenn Länder in die Lage versetzt werden, sich aus eigener
Kraft weiterzuentwickeln, verringert dies den Anreiz, nach
Europa und insbesondere Deutschland auszuwandern.
Durch Massenzuwanderung wird die Instabilität Deutsch-
lands und Europas verstärkt, ohne die Probleme in den
Krisenregionen zu lösen.
Die Entwicklungsländer müssen gerechter in das inter-
nationale Handelssystem einbezogen werden mit Erleich-
terungen für deren Ausfuhren in die Industrieländer und
einem angemessenen Schutz für den Aufbau der eigenen
Wirtschaftsentwicklung. Marktwirtschaftliche Strukturen in
allen Bereichen sollen gefördert werden. Das bedeutet eine
weitgehende Beteiligung der Privatwirtschaft an Entwick-
lungsprojekten.
Statt Finanztransfers fordern wir die Öffnung unserer
Märkte für Produkte aus Entwicklungsländern. Zugleich
wollen wir deutsche Unternehmer dabei unterstützen, in
diese Länder zu investieren und dortige Unternehmer bei
der Professionalisierung ihrer Tätigkeit fördern.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Außen- und Sicherheitspolitik: Deutsche Interessen durchsetzen 21
K A P I T E L 4
Innere Sicherheit
Der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der
Berliner Gedächtniskirche war der vorläufige Tiefpunkt einer
ganzen Serie von Ereignissen, die zeigen, dass es um unsere
Sicherheit schlecht bestellt ist. Terror und Kriminalität sind
keine Naturereignisse, die man kritiklos hinnehmen muss.
Sie sind menschengemacht und haben Ursachen, die man
bekämpfen kann. Genau das wollen wir tun.
4.1 Wirksame Bekämpfung der Ausländer-
kriminalität
Der erhebliche Anteil von Ausländern gerade bei der
Gewalt- und Drogenkriminalität führt derzeit viel zu selten
zu ausländerrechtlichen Maßnahmen. Insbesondere können
sich ausländische Kriminelle sehr häufig auf Abschiebungs-
hindernisse berufen und sind auf diese Weise von Abschie-
bung verschont.
Wir fordern daher:
Erleichterung der Ausweisung, insbesondere die Wieder-
einführung der zwingenden Ausweisung auch schon bei
geringfügiger Kriminalität
Verhängung der Ausweisung bereits durch die Strafge-
richte
Ermöglichung der Unterbringung nicht abschiebbarer
Krimineller im Ausland aufgrund bilateraler Vereinba-
rungen mit geeigneten Staaten.
Die Einbürgerung Krimineller ist zuverlässig zu verhin-
dern durch:
Verhinderung des Erwerbs der deutschen Staatsangehö-
rigkeit durch bloße Geburt in Deutschland, weil hier-
durch u.a. Angehörige krimineller Clans automatisch zu
deutschen Staatsbürgern werden können
Abschaffung des einklagbaren Anspruchs auf Einbürge-
rung
Verschärfung der Ausschlussgründe für Einbürgerung
bei Kriminalität
In folgenden Fällen soll eine Rücknahme der
Einbürgerung erfolgen:
bei erheblicher Kriminalität innerhalb von zehn Jahren
nach erfolgter Einbürgerung
bei Mitwirkung in Terrororganisationen (z.B. IS)
bei Zugehörigkeit zu kriminellen Clans und zwar auch
dann, wenn die Rücknahme der Einbürgerung zur Staa-
tenlosigkeit führt
Hierzu ist Art. 16 Abs. 1 GG entsprechend zu ändern.
4.2 Vollstreckung im Ausland
Zur Entlastung der innerdeutschen Justizvollzugsanstal-
ten, aber auch zur Erhöhung der Abschreckungswirkung des
Strafvollzuges, sind für ausländische Straftäter durch Verein-
barungen mit ausländischen, möglichst heimatnahen Staaten
dort Vollzugsanstalten einzurichten, die den Anforderungen
der EMRK entsprechen, unter deutscher Leitung und der An-
wendung deutschen Rechts stehen und zu denen jederzeitiger
Zugang zu dienstlichen Zwecken ebenso möglich ist wie der
Besuch von Angehörigen und Rechtsanwälten.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Innere Sicherheit 23
4.3 Jugendstrafrecht
Die Sicherheitslage verschärft sich vor allem in Ballungs-
gebieten dramatisch. Eine besondere Rolle hierbei spielen
gerade junge Täter, denen derzeit ein geradezu zahnloses
Recht gegenübersteht. Erzieherische Erfolge in diesem
Segment lassen sich erfahrungsgemäß nur durch sofortige
Inhaftierung der Täter schwerer Delikte erreichen.
Wir fordern daher eine entsprechende Änderung der ein-
schlägigen Gesetze, insbesondere des Haftrechts. Wegen der
immer früher einsetzenden kriminellen Entwicklung muss
das Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre abgesenkt und mit
dem Erreichen der Volljährigkeit auch das Erwachsenen-
strafrecht Anwendung finden.
4.4 Reform der Polizei
Die öffentliche Sicherheit ist trotz großen persönlichen
Einsatzes der Polizeibeamten in Bund und Ländern nicht an-
gemessen gewährleistet: Personalmangel, strukturelle Unzu-
länglichkeiten, unzureichende Ausrüstung und Bewaffnung
treffen auf schlechte Bezahlung und zum Teil empörend mi-
serable soziale Absicherung. Durch höchst unterschiedliche
Arbeitsbedingungen machen sich Bund und Länder zudem
untereinander Konkurrenz und jagen sich gegenseitig die
besten Beamten ab. Damit muss endlich Schluss sein.
Die AfD fordert daher:
Neustrukturierung der Bundespolizeien unter einheitli-
cher Führung
Überführung der Bereitschaftspolizeien der Länder in
die Bundespolizei
Wiederbelebung des Einsatzes von Wehrpflichtigen im
Grenzdienst
Gleiche Besoldung bundesweit durch eine eigene Besol-
dungsordnung für Polizei, Soldaten und Rettungsdienste
mit einer der jeweiligen Gesundheits- bzw. Lebensge-
fährdung angemessenen Zusatzvergütung
Bezahlte Überstunden und Sondereinsätze
Bundeseinheitliche Uniformen
Bundeseinheitliche, modernste und lageangepasste Be-
waffnung und Ausrüstung (u.a. Bodycam, Taser)
Bundeseinheitliche Dienstvorschriften
Wiederherstellung der freien Heilfürsorge mit privatärzt-
licher Behandlung
Übernahme von Dienstunfähigkeits- und Diensthaft-
pflichtversicherung durch den Dienstherrn
Witwen- und Waisenrenten in Höhe der Pensions-
ansprüche des Endamtes bei Tod durch qualifizierten
Dienstunfall
4.5 Bessere Fahndungsmöglichkeiten
Für die Verbesserung der Fahndungsmöglichkeiten sollen
die Polizeibehörden an kriminalitätsneuralgischen öffent-
lichen Plätzen und Gebäuden eine Videoüberwachung mit
Gesichtserkennungssoftware einsetzen können. Bei der
Fahndung nach unbekannten Tätern soll es erlaubt werden,
vorhandenes DNA-Spurenmaterial auch auf körperliche und
biogeografische Merkmale der gesuchten Person untersu-
chen zu lassen, um so zielgerichtete Fahndungsmaßnahmen
zu ermöglichen.
24 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Innere Sicherheit
4.6 Organisierte Kriminalität bekämpfen
Die Organisierte Kriminalität (OK) muss nachhaltig be-
kämpft werden. Dazu gehört, Gewinne aus Straftaten besser
abzuschöpfen und folgerichtig die bereits bestehenden recht-
lichen Instrumente des Verfalls und der Einziehung besser
zu nutzen. Die Mehrzahl der Täter im Bereich der Organi-
sierten Kriminalität sind Ausländer. Sie auszuweisen, muss
vereinfacht werden. Deshalb ist für diesen Personenkreis bei
entsprechendem Verdacht die OK-Zugehörigkeit als Auswei-
sungsgrund einzuführen.
4.7 Sicherheit der Bürger verbessern
Auf Vorschlag der EU-Kommission hat das EU-Parlament
in Reaktion auf die Terroranschläge von Paris im November
2015 die EU-Feuerwaffenrichtlinie geändert. Damit kommt
es zu einer weiteren Verschärfung des Waffenrechts. Betrof-
fen von der Verschärfung eines ohnehin schon restriktiven
Waffenrechts sind vor allem legale Waffenbesitzer, Sport-
schützen, Jäger und Waffensammler. Die illegalen Waffen,
die für terroristische Anschläge benutzt werden, werden
davon nicht erfasst. Die Umsetzung der EU-Feuerwaffen-
richtlinie lehnen wir ab. Der Erwerb des Waffenscheins für
gesetzestreue Bürger ist zu erleichtern.
Gleichzeitig fordern wir eine Erhöhung des Mindest-
strafmaßes für „gefährliche Körperverletzung mittels eines
gefährlichen Werkzeugs“ (§ 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB, also bei
Verwendung eines Messers oder eines ähnlichen Gegenstan-
des, auf Freiheitsstrafe von einem Jahr (statt bisher sechs
Monaten oder drei in minderschweren Fällen).
4.8 Abmahnvereine abschaffen
Die Durchsetzung des Rechts ist Sache des Staates. Dieser
hat das Gewaltmonopol und muss dafür Sorge tragen, dass
das Recht korrekt angewandt wird.
Der Abmahnindustrie, die das Urheberrecht missbraucht,
um von unbescholtenen Bürgern im Internet jährlich Milli-
onenbeträge abzukassieren, will die AfD einen gesetzlichen
Riegel vorschieben.
4.9 Erstattungsfähigkeit vorgerichtlicher
Inkassokosten gesetzlich unterbinden
Inkassobüros stellen Schuldnern regelmäßig horrende
Kosten dafür in Rechnung, dass sie Gläubigern deren urei-
gene Arbeit der Schuldnerverwaltung und vorgerichtlicher
Forderungsbeitreibung abnehmen. Dem soll – mit Ausnah-
me zugunsten der rechtsberatenden Berufe – ein Riegel vor-
geschoben werden. Im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch
(BGB) gilt der Grundsatz, dass der jeweilige Gläubiger einer
Forderung diese selbst zu verwalten und gegebenenfalls auch
beizutreiben hat: Das Mahnwesen unterfällt dem originä-
ren Geschäftsbereich eines kaufmännisch eingerichteten
Gewerbebetriebs. Die durch Einschaltung eines Inkassoun-
ternehmens verursachten Kosten sind dem Schuldner daher
grundsätzlich nicht zuzurechnen. Grundsätzlich obliegt das
Forderungsmanagement dem Gläubiger auf eigene Kosten
selbst. Gleichwohl werden in der Praxis unter Ausnutzung
von Regelungslücken in der Rechtsprechung Schuldnern
nach wie vor völlig überzogene Kosten für Inkassoleistun-
gen bei der Forderungsbeitreibung, auch zu Zwecken der
Einschüchterung, in Rechnung gestellt. Die AfD fordert eine
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Innere Sicherheit 25
gesetzliche Regelung, dass die Beitreibung von Forderungen
als originäre Aufgabe eines jeden Gläubigers keinesfalls dem
Schuldner durch Einschaltung Dritter, insbesondere von
Inkassobüros, aufgebürdet werden darf. Dies gilt nur inso-
weit nicht, als die Einschaltung eines Rechtsanwaltes ins-
besondere zur Vorbereitung einer gerichtlichen Beitreibung
unabdingbar erforderlich ist. Dessen Gebühren sind bereits
gesetzlich im Rechtsanwaltsvergütungsgesetz geregelt.
26 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Innere Sicherheit
K A P I T E L 5
Asyl braucht Grenzen:
Zuwanderung und Asyl
5.1 Die demografischen Probleme Europas
und Afrikas
Während die europäische Bevölkerung überaltert und
schrumpft, explodiert die Bevölkerungszahl in Afrika und in
den arabisch-muslimischen Ländern des Nahen und Mittleren
Ostens. In Afrika bekommt jede Frau im Durchschnitt 4,5
Kinder. Gleichzeitig nimmt die Kindersterblichkeit dank inter-
nationaler Hilfe stark ab. Die Geburtenrate in Europa liegt
demgegenüber bei 1,6 – in Deutschland sogar nur bei 1,4.
Dies bedeutet, dass in der Zeit bis 2050 die Population
Afrikas, einschließlich aller arabischen Länder, von heute 1,2
Milliarden Menschen auf 2,4 Milliarden wachsen wird. Die
derzeit in Europa lebenden rund 590 Millionen Menschen
werden sich im gleichen Zeitraum zahlenmäßig auf ca. 540
Millionen verringern, wovon ein Drittel über 60 Jahre alt
sein wird.
Im Verhältnis zum wohlhabenden Europa stellt Afrika
ein Armenhaus der Welt dar. Aus beiden Ursachen – dem
Bevölkerungswachstum Afrikas und dem Wohlstandsgefälle
zu Europa – entsteht ein Wanderungsdruck, der Dimensi-
onen einer Völkerwanderung hat. Sozialgeografische Fach-
leute sind seit langem in der Lage, diesen Wanderungsdruck
zu quantifizieren. Im arabischen Raum werden 23 Prozent
der Bevölkerung als auswanderungswillig eingeschätzt, in
Afrika unterhalb der Sahara etwa 37 Prozent. In absoluten
Zahlen sind dies derzeit rund 350 Millionen wanderungs-
willige Menschen, überwiegend junge Männer. Bis 2050
wird sich deren Zahl auf rund 950 Millionen erhöhen. Eine
zunehmende Zahl sogenannter „Failed States“ und fehlende
Geburtenkontrollen tragen ihren Teil zu dieser schier unlös-
baren Situation bei.
Vor diesem Problemhintergrund ist offensichtlich, dass
Wanderungsbewegungen von Afrika nach Europa im zu
erwartenden Umfang unseren Kontinent in wenigen Jahren
destabilisieren können. Pauschale Zuwanderungsquoten für
einen Teil der auswanderungswilligen Bevölkerungen sind
ethisch nicht zu verantworten, weil damit gleichzeitig die
große Mehrheit abgewiesen wird. Politische Forderungen in
dieser Hinsicht sind daher pseudohumanitär und selbstzer-
störerisch. Individuelle Schutz- und Asylgarantien wurden
1949 für verfolgte Einzelpersonen geschaffen. Sie verspre-
chen unter den heutigen Bedingungen der massenhaften,
globalisierten Wanderungsbewegungen Unmögliches. Sie
können nicht aufrechterhalten werden.
Ziel der AfD ist Selbsterhaltung, nicht Selbstzerstörung
unseres Staates und Volkes.
Die Zukunft Deutschlands und Europas muss langfristig
gesichert werden. Wir wollen unseren Nachkommen ein
Land hinterlassen, das noch als unser Deutschland erkenn-
bar ist.
5.2 Zuwanderung muss nach unseren Regeln
stattfinden
Die Zuwanderung kann die Probleme der sozialen Siche-
rungssysteme, die in Deutschland durch den Geburtenrück-
gang entstanden sind und in Zukunft in verschärfter Form
in Erscheinung treten werden, nicht lösen. Vielmehr werden
die bestehenden Probleme durch die derzeitige Art und das
Ausmaß der Zuwanderung verschärft.
28 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Asyl braucht Grenzen: Zuwanderung und Asyl
Die Grenzen müssen umgehend geschlossen werden, um
die ungeregelte Massenimmigration in unser Land und seine
Sozialsysteme durch überwiegend beruflich unqualifizierte
Asylbewerber sofort zu beenden.
Eine erfolgreiche Anpassung all dieser Menschen, darunter
ein beträchtlicher Anteil von Analphabeten, ist unmöglich.
Wir brauchen über mehrere Jahre diesbezüglich eine Minus-
zuwanderung.
Vorrang vor Zuwanderung haben familien- und bevölke-
rungspolitische Maßnahmen, insbesondere eine „aktivieren-
de Familienpolitik“, aber auch die Reduzierung der Abwan-
derung qualifizierter Arbeitskräfte aus Deutschland.
Wir wollen selbst entscheiden, wer zu uns kommt, und
ausschließlich qualifizierten Zuzug nach Bedarf zulassen.
Über Qualität und Quantität einer Einwanderung selbst zu
bestimmen, ist herausragendes Merkmal staatlicher Souve-
ränität; das muss auch für Deutschland gelten.
Einen Asylantrag soll nur stellen dürfen, wer seine Iden-
tität nachweist. Alle abgelehnten Asylbewerber sind in ihre
Herkunftsländer zurückführen. Der Bund soll dafür zu-
ständig werden, um eine einheitliche Verwaltungspraxis zu
gewährleisten und die Verweigerungshaltung nicht koopera-
tiver Bundesländer zu überwinden. Wir fordern zudem eine
jährliche Mindestabschiebequote.
Sollten sich die Herkunftsländer weigern, ihre Bürger
wieder einreisen zu lassen, muss auf diese Länder Druck
ausgeübt werden, zum Beispiel durch die Einstellung der
Entwicklungshilfe. Hilfsweise müssen die Migranten in auf-
nahmebereite Drittstaaten überführt werden.
5.3 Die Türkei gehört nicht in die EU
Einen EU-Beitritt der Türkei lehnen wir ebenso strikt ab
wie Visaerleichterungen oder gar Visafreiheit für türkische
Staatsbürger.
Privilegien für türkische Staatsangehörige, die auf längst
überholten Verträgen beruhen – z.B. Kranken-Mitversiche-
rung von Eltern im Sozialversicherungsabkommen oder ihre
ausländerrechtliche Bevorzugung nach dem sogenannten
Assoziationsratsbeschluss 1/80 – müssen beendet werden.
Das ganze entsprechende Abkommen der EU mit der Türkei
aus dem Jahr 1963 ist aufzukündigen.
5.4 Keine weitere Einwanderung in die
Sozialsysteme
Das hohe Niveau der deutschen Sozialleistungen zieht
sowohl aus anderen EU-Staaten als auch aus Drittstaaten
zahlreiche Armutszuwanderer an. Hierbei werden die Frei-
zügigkeit in der EU bzw. das Asylrecht missbraucht, um sich
Zugang zum Sozialsystem zu verschaffen. Diesem Miss-
brauch wollen wir einen Riegel vorschieben:
Sozialleistungen sollen Ausländern aus EU-Mitgliedsstaa-
ten erst dann gewährt werden, wenn diese zuvor vier Jahre
versicherungspflichtig in Deutschland beschäftigt waren
und ihren Lebensunterhalt damit vollständig selbst decken
konnten.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Asyl braucht Grenzen: Zuwanderung und Asyl 29
Sozial- und Gesundheitsleistungen für Asylbewerber dür-
fen keine Anreizwirkung entfalten und sind auf das unbe-
dingt notwendige Maß zu beschränken. Es muss der Grund-
satz gelten: „Sachleistungen vor Geldleistungen“.
5.5 Zuflucht in der Herkunftsregion statt
ungebremster Massenmigration nach Deutschland
Der massenhafte Missbrauch des Asylgrundrechts muss
durch eine Grundgesetzänderung beendet werden. Aus
demselben Grund müssen die veraltete Genfer Flüchtlings-
konvention und andere supra- und internationale Abkom-
men neu verhandelt werden – mit dem Ziel ihrer Anpassung
an die Bedrohung Europas durch Bevölkerungsexplosionen
und Migrationsströme der globalisierten Gegenwart und
Zukunft.
Wir fordern die nationale Souveränität bei jeder Form
der Zuwanderung.
Das „Gemeinsame europäische Asylsystem“ (GEAS)
lehnen wir ab. Die europäische Zusammenarbeit soll sich
im Wesentlichen auf die Sicherung der europäischen Außen-
grenze konzentrieren. Asylanträge sind deshalb außerhalb
Europas zu stellen. Wo immer europäisches Recht diesen
Prämissen entgegensteht, muss es geändert oder aufgehoben
werden.
Die AfD bekennt sich dazu, ökonomische Fluchtursachen
zu vermeiden, auch wenn dies für die westliche Wirtschaft
zunächst Nachteile mit sich bringen könnte.
Durch ausreichende Erhöhung der Mittel der UNHCR für
Flüchtlingszentren in heimat- und kulturnahen Regionen
soll bereits geflohenen Menschen eine sichere Aufnahme-
möglichkeit geboten werden.
Die europäische Grenzschutzagentur Frontex und die
Bundeswehr müssen ihre Schlepper-Hilfsdienste auf dem
Mittelmeer beenden und alle Flüchtlingsboote an ihre Aus-
gangsorte zurückbringen, anstatt die Passagiere nach Europa
zu befördern.
Wo das rechtlich oder tatsächlich nicht möglich ist, sind
sie nach dem australischen Vorbild ausnahmslos in außer-
europäische Aufnahmezentren zu überführen.
Wir fordern strenge Kontrollen an den deutschen Grenz-
übergängen wie auch die Bewachung der grünen Grenze
durch integrierte Sicherungssysteme, zu denen auch Zäune
gehören können.
5.6 Sichere Identifizierung von Asylbewerbern
ermöglichen
Die AfD fordert die Schaffung der rechtlichen und techni-
schen Voraussetzungen, um allen Behörden länderübergrei-
fend die Möglichkeit zu geben, sich innerhalb kürzester Zeit
zweifelsfrei davon überzeugen zu können, ob eine Person
schon andernorts unter abweichenden Personalien regist-
riert ist.
30 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Asyl braucht Grenzen: Zuwanderung und Asyl
5.7 Kein Familiennachzug in unsere Sozialsysteme
Die Anerkennungsquote für Asylbewerber ist seit 2014 von
unter 30 Prozent auf aktuell fast 70 Prozent angestiegen,
obwohl die wenigsten aus Kriegsgebieten kommen und alle
über sichere Drittstaaten einreisen. In diesen Fällen besteht
sowohl nach Art. 16a Grundgesetz wie auch nach geltendem
internationalen Recht kein Schutzanspruch. Die entgegen-
stehende tägliche Anerkennungspraxis in Deutschland findet
statt, obwohl durch die Grundgesetzreform diese Art der
Immigration unterbunden werden sollte. Diese Praxis muss
sofort beendet werden.
Um die Verantwortlichen für die ab September 2015
geduldete Massenzuwanderung zur Rechenschaft zu ziehen,
werden wir die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
im Bundestag verlangen.
Jedem anerkannten Asylbewerber folgen ein bis vier Fa-
milienangehörige. Die Mehrheit dieser Menschen wird mit
hoher Sicherheit dauerhaft von Sozialleistungen leben.
Wir lehnen jeglichen Familiennachzug für Flüchtlinge ab,
da die deutschen Sozialsysteme diese Lasten nicht tragen
können.
Entfällt der Fluchtgrund im Herkunftsland anerkannter
Flüchtlinge, endet in aller Regel deren Aufenthaltserlaubnis.
Sie müssen zurückkehren. Insbesondere der Schutz vor Bür-
gerkrieg ist rein temporär ausgelegt und darf nicht zu einer
Einwanderung durch die Hintertür führen.
Führen diese Maßnahmen nicht mindestens zu einer
Null-Zuwanderung, muss ein Gesetz eine absolute Belas-
tungsgrenze definieren, ab deren Erreichen zum Schutz
Deutschlands keinerlei Asylbewerber mehr aufgenommen
werden.
Die astronomischen Kosten der Massenzuwanderung müs-
sen transparent und lückenlos über alle staatlichen Ebenen
ausgewiesen und in einem übergreifenden „Flüchtlingshaus-
halt“ unter demokratische Kontrolle gestellt werden.
5.8 Die Kosten für unbegleitete minderjährige
Ausländer explodieren
Unbegleitete, angeblich minderjährige Ausländer (UMA)
missbrauchen das Ausländer- und Asylrecht. Fast alle von
ihnen sind männlich, und zwischen 50 Prozent und 80 Pro-
zent derer, die sich als minderjährig ausgeben, sind tatsäch-
lich volljährig. Ihre Kriminalitätsrate ist unverhältnismäßig
hoch, der Staat ist wehrlos. Sie dienen als sogenannte Anker-
kinder zum späteren Nachzug ihrer Familien.
2015 wurden in Deutschland 67.000 dieser als minderjäh-
rig eingestuften Ausländer neu registriert, 2016 erneut über
50.000. Bei Kosten von durchschnittlich 60.000 bis 80.000
Euro pro UMA und Jahr entstehen schon heute jährliche
Kosten nur für diese Personengruppe von schätzungsweise
sechs bis zehn Milliarden Euro. Diese Missstände wollen wir
beenden und fordern
obligatorische Altersuntersuchungen in Zweifelsfällen,
den Ausschluss von Familiennachzug
und den ausnahmslosen Übergang ins Asylverfahren
bei Erreichen der Volljährigkeit.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Asyl braucht Grenzen: Zuwanderung und Asyl 31
5.9 Anpassung ist die Aufgabe des Einwanderers,
nicht der „Gesellschaft“
Jeder Migrant oder Einwanderer, dem wir ein dauerhaftes
Bleiberecht zugestehen, hat eine Bringschuld, sich seiner
neuen Heimat und der deutschen Leitkultur anzupassen,
nicht umgekehrt.
Die deutsche Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung darf
nur derjenige erhalten, an dessen dauerhaft erfolgreicher
Assimilation und Loyalität zu seiner neuen Heimat keine
Zweifel bestehen.
Eine Absenkung der schulischen und beruflichen Anfor-
derungen, um Einwanderern die Anpassung an das hiesi-
ge Bildungsniveau und den Zugang zum Arbeitsmarkt zu
erleichtern, darf es nicht geben.
5.10 Staatsbürgerschaft durch Abstammung.
Beendigung der doppelten Staatsbürgerschaft
Das Geburtsortsprinzip (Erwerb der deutschen Staatsan-
gehörigkeit allein durch Geburt in Deutschland, auch wenn
kein Elternteil Deutscher ist) wollen wir wieder aus dem
Gesetz streichen und zum Abstammungsprinzip, wie es bis
zum Jahr 2000 galt, zurückkehren.
Die doppelte Staatsbürgerschaft soll auf wohlbegründete
Sonderfälle beschränkt werden.
Die Zugehörigkeit zu ausländischen Terrororganisationen
führt zum Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit.
32 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Asyl braucht Grenzen: Zuwanderung und Asyl
K A P I T E L 6
Der Islam im Konflikt mit der
freiheitlich-demokratischen
Grundordnung
6. Der Islam im Konflikt mit der freiheitlich-
demokratischen Grundordnung
Der Islam gehört nicht zu Deutschland. In der Ausbreitung
des Islam und der Präsenz von über 5 Millionen Muslimen,
deren Zahl ständig wächst, sieht die AfD eine große Gefahr
für unseren Staat, unsere Gesellschaft und unsere Werte-
ordnung. Altkanzler Schmidt hat in seiner politischen Bilanz
diesen Umstand richtig erkannt und bereits 2008 formu-
liert: „Wer die Zahlen der Muslime in Deutschland erhöhen
will, nimmt eine zunehmende Gefährdung unseres inneren
Friedens in Kauf.“
Ein Islam, der unsere Rechtsordnung nicht respektiert
oder sogar bekämpft und einen Herrschaftsanspruch als
alleingültige Religion erhebt, ist mit der freiheitlich-demo-
kratischen Grundordnung Deutschlands nicht vereinbar.
Viele Muslime leben rechtstreu (und integriert) und sind
geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft. Die AfD will
jedoch verhindern, dass sich abgeschottete islamische Paral-
lelgesellschaften weiter ausbreiten, in welchen muslimische
,,Friedensrichter“ Rechtsvorschriften der Scharia anwenden
und das staatliche Monopol der Strafverfolgung und Recht-
sprechung unterlaufen.
Die AfD erkennt uneingeschränkt die Glaubens-, Gewis-
sens- und Bekenntnisfreiheit an. Sie fordert jedoch, der
Religionsausübung (gemäß Art. 140 GG i.V.m. Art. 136 Abs. 1
Weimarer Reichsverfassung) Schranken zu setzen durch
staatliche Gesetze, die Menschenrechte und unsere Werte.
Staatliches Recht steht im säkularen Staat über religiösen
Geboten und Traditionen. Islamkritik, auch religiöse Satire
(und Karikaturen), sind im Rahmen der allgemeinen Gesetze
rechtmäßig. Sie sind Ausfluss des Grundrechts der freien
Meinungsäußerung und der Kunstfreiheit.
Einer Diffamierung rationaler Religionskritik als „Isla-
mophobie“ oder „Rassismus“ tritt die AfD entgegen. Wir
fordern jedermann dazu auf, solche Polemik durch intellek-
tuellen Diskurs zu ersetzen.
Verfassungsfeindlichen Vereinen, die nach Art. 9 Abs. 2
Grundgesetz zu verbieten sind, ist der Bau und Betrieb von
Moscheen wegen der konkreten Gefahr zu untersagen, dass
Imame dort Lehren verbreiten, die zu einer gegen unsere
Rechtsordnung gerichteten politisch-religiösen Radikalisie-
rung von Muslimen beitragen.
Wir wollen verhindern, dass sich Muslime bis zum ge-
waltbereiten Salafismus und Terror radikalisieren. Auch die
Finanzierung des Baus und Betriebs von Moscheen durch
islamische Staaten oder ausländische Geldgeber bzw. deren
Mittelsmänner soll unterbunden werden.
Islamische Staaten wollen durch den Bau und Betrieb
von Moscheen den Islam in Deutschland verbreiten und
ihre Macht vergrößern. Sie führen und unterstützen einen
Kulturkrieg. So ist die Abhängigkeit der rund 900 Ditib-Mo-
scheen und ihrer Imame vom staatlichen „Amt für Religiöse
Angelegenheiten“ der Türkei (Diyanet) nicht hinnehmbar.
Über die Ditib übt die autoritäre Türkei starken Einfluss auf
viele in Deutschland lebende Bürger türkischer Herkunft
aus. Sie behindert dadurch deren Anpassung an unsere Ge-
sellschaft und gefährdet die Loyalität zu unserem Staat.
34 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Der Islam im Konflikt mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung
Das Minarett lehnt die AfD als islamisches Herrschafts-
zeichen ebenso ab wie den Muezzin-Ruf, nach dem es außer
dem islamischen Allah keinen Gott gibt. Es handelt sich hier-
bei um religiösen Imperialismus.
Minarett und Muezzin-Ruf stehen im Widerspruch zu
einem toleranten Nebeneinander der Religionen, das die
christlichen Kirchen, jüdischen Gemeinden und andere reli-
giöse Gemeinschaften in der Moderne praktizieren.
Imame müssen sich vorbehaltlos zu unserem Grundge-
setz bekennen. Die Predigten in Moscheen in Deutschland
sollen in deutscher Sprache gehalten werden. Imame, die
gegen das Grundgesetz agitieren, erhalten ein Predigtverbot
und werden bei Vorliegen der rechtlichen Voraussetzungen
abgeschoben.
Die islamtheologischen Lehrstühle an deutschen Universi-
täten sind abzuschaffen und die Stellen der bekenntnisneut-
ralen Islamwissenschaft zu übertragen.
Die AfD lehnt es ab, islamischen Organisationen den Sta-
tus einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen,
weil sie die rechtlichen Voraussetzungen – eine ausreichen-
de Repräsentanz, die Gewähr der Dauer und die Achtung
des freiheitlichen Staatskirchenrechts – nicht erfüllen. Die
Anerkennung der Religionsfreiheit, der weltanschaulichen
Neutralität des Staates und der Gleichwertigkeit der Religio-
nen, welche das Staatskirchenrecht verlangt, sind dem Islam
fremd.
Die AfD fordert ein allgemeines Verbot der Vollverschleie-
rung in der Öffentlichkeit und im öffentlichen Dienst.
Burka und Niqab errichten durch die Gesichtsverhüllung
eine Barriere zwischen der Trägerin und ihrer Umwelt und
erschweren damit das Zusammenleben in der Gesellschaft.
Ein Verbot ist nach einem Urteil des Europäischen Gerichts-
hofs für Menschenrechte von 2014 auch rechtmäßig.
Im öffentlichen Dienst soll kein Kopftuch getragen werden,
in Bildungseinrichtungen weder von Lehrerinnen noch von
Schülerinnen in Anlehnung an das französische Modell.
Der im Grundgesetz garantierten Gleichberechtigung von
Frauen und Männern sowie der freien Entfaltung der Persön-
lichkeit widerspricht das Kopftuch als religiös-politisches Zei-
chen der Unterordnung von Muslimas unter den Mann. Das
Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2015, nach dem
ein generelles Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen
verfassungswidrig sei, betrachtet die AfD als ein Hindernis
für eine erfolgreiche Integrationspolitik.
Die AfD verlangt, eine standesamtliche Eheschließung vor
jeder religiösen Trauung rechtlich wieder für verbindlich zu
erklären. Religiöse Trauungen können diese staatsrechtliche
Voraussetzung zur Anerkennung einer Ehe nicht ersetzen.
Das Verbot der religiösen Voraustrauung, etwa durch
Imame, soll wieder in Kraft gesetzt und die Streichung der §§
67 und 67a im Personenstandsgesetz von 2009 rückgängig
gemacht werden. Nur so können wir der Imam-Ehe entge-
genwirken, die unter Umgehung der standesamtlichen Trau-
ung und oftmals unter Zwang die Polygamie, Kinderehe und
Verwandtenehe ermöglicht. Im Ausland geschlossene Ehen
gemäß dem Familienrecht der Scharia, die gegen unsere
Gesetze und unsere Moralvorstellungen verstoßen, sollen in
Deutschland rechtlich nicht anerkannt werden.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Der Islam im Konflikt mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung 35
K A P I T E L 7
Willkommenskultur für Kinder:
Familienförderung und
Bevölkerungsentwicklung
Die dramatische Zunahme der Ehe- und Kinderlosigkeit
und das Verschwinden normaler mittelgroßer Familien –
von den etablierten Parteien längst als alternativlos hin-
genommen – sorgen für eine Schrumpfung unserer ange-
stammten Bevölkerung um mehr als 250.000 Personen pro
Jahr, mit stark steigender Tendenz. Die AfD stemmt sich
gegen diesen Trend zur Selbstabschaffung und will Deutsch-
lands Gesellschaft von Grund auf familien- und kinder-
freundlicher gestalten. Wir wollen das Land unserer Väter
und Mütter nicht irgendjemandem hinterlassen, der dieses
Erbe verschleudert oder ausplündert, sondern unseren
Nachkommen, denen wir unsere Werte vorgelebt und mitge-
geben haben. Stabile Familien sind die Mitte und Grundlage
jeder sich selbst erhaltenden Gesellschaft, in der Wohlstand
und sozialer Frieden herrschen und Werte weitergegeben
werden.
Deutschland braucht einen Paradigmenwechsel hin zu
einer nationalen Bevölkerungspolitik. Familienpolitik soll
deshalb den Maßstab für alle mit ihr verbundenen Poli-
tikfelder setzen, insbesondere für die Sozial-, Steuer- und
Bildungspolitik.
7.1 Deutschland nicht abschaffen
Der Erhalt des eigenen Staatsvolks ist vorrangige Aufgabe
der Politik und jeder Regierung. Dies kann in der derzeitigen
demografischen Lage Deutschlands nur mit einer aktivieren-
den Familienpolitik gelingen.
Deutschland braucht mehr stabile Familien mit mehr
Kindern. Ohne ausgeglichene Geburtenbilanz ist der soziale
Friede gefährdet, soweit er auf unserem Sozial-, Renten- und
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung
Gesundheitssystem beruht. Daher sind Maßnahmen zur mit-
telfristigen Erhöhung der Geburtenrate der einheimischen
Bevölkerung unverzichtbar, auch um unsere Sozialversiche-
rungssysteme zu stabilisieren.
Das „Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen
und Jugend“ ist in ein „Bundesministerium für Familie und
Bevölkerungsentwicklung“ umzuwandeln, das Bevölkerungs-
entwicklung nach wissenschaftlichen Kriterien koordiniert
und fördert.
Eine kinderfreundliche Gesellschaft und der Erhalt des
Staatsvolks sind daher als Staatsziel ins Grundgesetz aufzu-
nehmen.
7.2 Ehe und Familie stärken
Die AfD will das vom Grundgesetz geschützte und bewähr-
te Leitbild der Ehe und traditionellen Familie mit Kindern
bewahren und stärken.
Durch Aufklärung und Hilfen wollen wir junge Men-
schen ermutigen und in die Lage versetzen, eine Familie zu
gründen und zu erhalten. Wir wollen unnötige Hemmnisse
beseitigen, damit stabile Ehen und Familien entstehen und
bestehen bleiben. Hiermit wollen wir schon früh beginnen,
indem anerkannte Regeln zu Partnerschaft und Familie,
Haushaltsführung, Lebensschutz und Kindererziehung in
Lehrplänen und Schulbüchern aller allgemeinbildenden
Schulen wieder fester Bestandteil werden.
37
7.3 Kinder brauchen beide Eltern: Allein erziehen
ist kein Idealfall
Die Anzahl traditioneller Familien in Deutschland ist seit
vielen Jahren rückläufig – die Zahl sogenannter „Alleiner-
ziehender“ hat in den letzten Jahren dagegen stark zuge-
nommen. Für Alleinerziehende und Kinder bedeutet diese
Lebenssituation ein überdurchschnittliches Risiko, in relati-
ver Armut zu leben. Trotz alarmierender Erkenntnisse über
die Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung sprechen
sich nahezu alle Parteien für eine bedingungslose Förde-
rung Alleinerziehender aus. Eine Differenzierung, ob diese
Lebenssituation schicksalhaft, durch Selbstverschulden oder
auf Grund eigener Entscheidungen zustande gekommen ist,
findet nicht statt. Die Entscheidung für die Lebensform „al-
leinerziehend“ ist Privatsache – für eine daraus resultierende
Bedürftigkeit haftet jedoch die Solidargemeinschaft.
Die AfD möchte Alleinerziehenden helfen, ein eigenver-
antwortliches Leben zu führen. Sie ist jedoch gegen jede
finanzielle Unterstützung von Organisationen, die „Einel-
ternfamilien“ als normalen, fortschrittlichen oder gar erstre-
benswerten Lebensentwurf propagieren. Der Vorteil einer
besonderen Unterstützung durch die Solidargemeinschaft
sollte nur denjenigen Alleinerziehenden gewährt werden, die
den anderen Elternteil nicht aus der Teilhabe an der Erzie-
hungsverantwortung und praktischen Erziehungsleistung
hinausdrängen.
7.3.1 Mehr Gerechtigkeit bei Scheidungen
Die Reform des Familienrechts von 1977 führte dazu, dass
selbst Straftaten und schwerwiegendes Fehlverhalten gegen
den Ehepartner bei der Bemessung finanzieller Ansprüche
nach Trennung und Scheidung oft ohne Auswirkung bleiben.
Eine derartige Rechtsprechung ist nicht geeignet, die Partner
zu ehelicher Solidarität anzuhalten und beeinträchtigt die
Stabilität bestehender Ehen.
Schwerwiegendes Fehlverhalten gegen die eheliche Solida-
rität muss bei den Scheidungsfolgen wieder berücksichtigt
werden.
7.3.2 Väter stärken
Einer gezielten Politik für Männer und Väter, hat sich bis-
lang keine Partei angenommen. Bei vielen getrennt leben-
den Paaren leiden viele Väter unter den familienrechtlichen
Bestimmungen, wünschen sich beispielsweise mehr Umgang
mit ihren Kindern haben zu können.
Wir wollen uns deshalb für die Rechte von Vätern stark
machen.
38 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung
7.4 Familiennahe Betreuung würdigen
Kinder unter drei Jahren fühlen sich am wohlsten, wenn
sie durch die eigenen Eltern betreut werden. Es muss wie-
der möglich sein, dass eine Familie mit kleinen Kindern von
einem Gehalt leben kann, so dass die Eltern frei zwischen
Berufstätigkeit oder Erwerbspause entscheiden können.
Der Staat muss dafür die elterliche Betreuung genauso
finanziell unterstützen wie Kitas und Tagesmütter.
Eltern, die ihre Kleinkinder selbst betreuen, erleben die
Entwicklung ihrer Kinder unmittelbar, vermitteln Ihnen
Herzensbildung und erhalten damit die körperliche und
seelische Gesundheit ihrer Kinder. Sie leisten insofern einen
wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und verdienen dafür
Anerkennung. Im Anschluss an die Betreuungspause muss es
ihnen ohne große Hürden möglich sein, ihren Beruf wieder
aufzunehmen.
Die AfD will auch die Fürsorge für pflegebedürftige Ange-
hörige besser unterstützen. Diese Familienarbeit ist gleich-
wertig und muss anerkannt werden wie jede andere berufli-
che Tätigkeit.
7.5 Schutz des ungeborenen Lebens
Auch ungeborene Kinder haben ein Recht auf Leben. Viel
zu oft wird dieses Recht der Selbstverwirklichung oder sozia-
len Zukunftsängsten untergeordnet. Solchen Ängsten will die
AfD durch konkrete Hilfen für Familien in allen Lebenslagen
vorbeugen, insbesondere den lebensrettenden Ausweg der
Adoption erleichtern und fördern.
Bereits vorher muss aber die Gesellschaft in Familien,
Schule und Medien den Respekt vor dem Leben und ein
positives Bild von Ehe und Elternschaft vermitteln. Die
Schwangerschaftskonfliktberatung muss tatsächlich dem
Schutz des Lebens dienen. Wie vom Bundesverfassungsgericht
zur Bedingung gestellt, ist regelmäßig die Wirksamkeit der
Beratungsscheinregelung zu überprüfen. Gegebenenfalls ist
durch gesetzliche Korrekturen ein wirksamer Lebensschutz zu
gewährleisten.
Um realistische Abtreibungszahlen erheben zu können,
muss die Meldepflicht für Abtreibungen verbessert werden.
Eine Unterlassung der Meldung seitens des ausführenden Arz-
tes muss spürbare Sanktionen nach sich ziehen. Die Anonymi-
tät der Schwangeren ist dabei zu gewährleisten.
Wir lehnen alle Bestrebungen ab, die Tötung Ungeborener
zu einem Menschenrecht zu erklären.
7.6 Kinder willkommen heißen
Eine Willkommenskultur für Kinder muss sich auch in kon-
kreten Maßnahmen zeigen, mit denen wir vor allem Familien
mit unterdurchschnittlichem Einkommen finanziell entlasten
und so Mut zu Kindern machen wollen:
Ehe-Start-Kredite mit Teilerlassen für Kinder sollen
Ehepaare motivieren, eher mit der Familienplanung zu
beginnen.
Fahrtkosten und Zuzahlungen bei medizinisch notwen-
digen Arztbesuchen für bedürftige Familien mit Kindern
und werdende Eltern soll der Staat übernehmen.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung 39
Leistungen zur Teilhabe (Schulbus, Schulausstattung,
Klassenfahrten,…) sollen leichter zugänglich werden.
Anerkannte Freiwilligendienste (FSJ, FÖJ, BFD, IJFD
u.a.), die einen wertvollen Beitrag zur Praxisbildung
von Jugendlichen leisten, wollen wir großzügig fördern,
so dass diese auch Kindern zugänglich werden, deren
Eltern ein geringes Einkommen haben.
Eltern soll ein längerer Anspruch auf Arbeitslosengeld I
zustehen und ihre Neueinstellung durch Wiedereinglie-
derungshilfen an den Arbeitgeber gefördert werden.
Studenten und Auszubildenden, die während ihres Stu-
diums bzw. ihrer Ausbildung oder kurz danach Eltern
werden, wollen wir bei gutem Berufs- oder Studienab-
schluss die BaFöG-Rückzahlung erlassen.
Jugendliche in Ausbildung sollen einen Ausgleich für
die von Kommunen erhobene Zweitwohnungssteuer
erhalten.
Familien, in denen Kinder erzogen werden, leisten einen
ebenso wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der sozialen Si-
cherungssysteme wie aktive Beitragszahler. Daher will die AfD
durch einen umfassenden Leistungsausgleich eine Steuer-
und Beitragsgerechtigkeit für Familien herstellen.
Dazu gehört ein Familiensplitting, das über angemessene
Freibeträge pro Familienmitglied zu einer spürbaren Entlas-
tung von Familien führen soll.
Kinder dürfen nicht länger ein Armutsrisiko sein.
7.7 Für ein klares Familienbild – Gender-Ideologie
ist verfassungsfeindlich
Gender-Ideologie marginalisiert naturgegebene Unter-
schiede zwischen den Geschlechtern und stellt geschlecht-
liche Identität in Frage. Sie will die klassische Familie als
Lebensmodell und Rollenbild abschaffen. Damit steht sie in
klarem Widerspruch zum Grundgesetz, das die (klassisch
verstandene) Ehe und Familie als staatstragendes Insti-
tut schützt, weil nur dieses das Staatsvolk als Träger der
Souveränität hervorbringen kann. Die Gender-Ideologie
widerspricht sowohl den wissenschaftlichen Erkenntnissen
der Biologie und der Entwicklungspsychologie als auch der
lebenspraktischen Alltagserfahrung vieler Generationen.
Wir lehnen daher Bestrebungen auf nationaler wie inter-
nationaler Ebene ab, diese Ideologie durch Instrumente wie
Gender-Studies, Quotenregelungen z.B. für Frauen, Propa-
gandaaktionen wie den „Equal Pay Day“ oder die „geschlech-
terneutrale Sprache“ umzusetzen.
Die AfD will, dass sich die Familienpolitik des Bundes
und der Länder am Bild der Familie aus Vater, Mutter und
Kindern orientiert. Wir lehnen alle Versuche ab, den Sinn
des Wortes „Familie“ in Art. 6 Abs. 1 Grundgesetz auf andere
Gemeinschaften auszudehnen und der Familie auf diesem
Wege den besonderen staatlichen Schutz zu entziehen.
40 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung
7.7.1 Gender-Ideologie raus aus den Schulen –
Frühsexualisierung stoppen
Eine einseitige Hervorhebung der Homo- und Transsexua-
lität im Unterricht, wie sie die sogenannte „Sexualpädagogik
der Vielfalt“ praktiziert, stellt einen unzulässigen Eingriff in
die natürliche Entwicklung unserer Kinder und in das vom
Grundgesetz garantierte Elternrecht auf Erziehung dar. Da-
durch werden Kinder und Jugendliche – oft von schulfrem-
den Personen und meist gegen den Willen ihrer Eltern – in
Bezug auf ihre sexuelle Identität verunsichert, überfordert
und in ihren Schamgefühlen verletzt.
Die AfD stellt sich allen Versuchen klar entgegen, durch
staatlich geförderte Umerziehungsprogramme in Kinder-
gärten und Schulen das bewährte, traditionelle Familien-
bild zu beseitigen.
Unsere Kinder dürfen nicht zum Spielball der sexuellen
Neigungen einer lauten Minderheit werden. Das ideologische
Experiment der Frühsexualisierung ist sofort zu beenden.
7.7.2 Steuerverschwendung durch
„Gender-Forschung“ beenden
Die „Gender-Forschung“ ist keine seriöse Wissenschaft,
sondern folgt der ideologischen Vorgabe, dass das natürliche
Geschlecht (Sex) und das soziale Geschlecht (Gender) vonei-
nander völlig unabhängig seien. Ziel ist letztlich die Abschaf-
fung der natürlichen Geschlechterpolarität.
Bund und Länder dürfen keine Mittel für die „Gender-For-
schung“ mehr bereitstellen und keine „Gender-Professuren“
mehr besetzen.
Bestehende Förderlinien sollen beendet werden, die der
„Gender-Ideologie“ verpflichteten „Gleichstellungsbeauftrag-
ten“ an den Universitäten sind abzuschaffen.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung 41
K A P I T E L 8
Bildung und Schule:
Mut zur Differenzierung
Wir bekennen uns zur umfassenden Bildung, die zur
Entfaltung der Persönlichkeit sowie zur Wahrnehmung
der staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten notwendig ist.
Die Politik der etablierten Parteien, die eine nivellierende
Einheitsschule anstrebt und dabei Qualitätsverlust in Kauf
nimmt, bedroht die Zukunftschancen junger Menschen und
somit auch die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft.
Die Bildungsstandards der verschiedenen Schulformen
müssen sich an den Anforderungen der weiterführenden Bil-
dungseinrichtungen ausrichten, damit der Übergang von der
Schule in die Ausbildung oder zum Studium ohne zu große
Enttäuschung verläuft.
Wir fordern die Abkehr von geschwätziger Kompetenzori-
entierung und die Rückkehr zur Vermittlung des Fachwis-
sens als zentrales Anliegen der Schule.
Die sogenannte „neue Lernkultur“, die den klassengeführ-
ten Unterricht durch selbstgesteuertes, kompetenzorientier-
tes Lernen ersetzt, hat zu massivem Leistungsabbau bei den
Schülern geführt. In fast allen Bundesländern haben sich
nach der Aufregung um „PISA“ Bildungspolitiker und Schul-
aufsicht zu Handlangern der Testindustrie machen lassen.
Eine Reform jagt die andere mit kontinuierlicher Absenkung
des Niveaus.
Die AfD lehnt den Einfluss von internationalen Konzer-
nen, Stiftungen und anderen Lobbygruppierungen auf
unser Bildungssystem und damit auf die Zukunftsfähigkeit
Deutschlands ab. Eine Ökonomisierung und Globalisierung
des deutschen Bildungswesens wird es mit uns nicht geben.
8.1 Mehrgliedriges Schulsystem erhalten
Der schleichenden Abschaffung verschiedener Schulfor-
men und der Entwicklung hin zur nivellierenden Einheits-
schule muss Einhalt geboten werden. Effizientes Lehren und
Lernen ist nur möglich, wenn die Leistungsunterschiede
zwischen den Schülern einer Schulform begrenzt bleiben.
Bildungsgerechtigkeit erfordert Differenzierung, nicht
Gleichmacherei.
Wir befürworten daher ein nach Begabungen differen-
ziertes Schulsystem, das dem unterschiedlichen Leistungs-
vermögen der Schüler gerecht wird.
Die Bildungsstandards in allen Schulformen müssen sich
an dem jeweils höchsten Niveau in Deutschland ausrichten.
Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium dürfen allein
landesweit verbindliche Leistungskriterien sein. Das Abitur
muss wieder zum Ausweis der Studierfähigkeit werden, der
Haupt- oder Realschulabschluss zu qualifizierter Berufsaus-
bildung befähigen.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Bildung und Schule: Mut zur Differenzierung 43
8.2 Berufliche Bildung stärken:
Meister statt Master
Die duale Ausbildung in Unternehmen und Berufsschu-
len ist ein Erfolgsmodell. Jedoch gefährden das Streben
nach immer höheren Abiturienten- und Akademikerquoten
sowie unzureichende Kenntnisse von Haupt- und Realschul-
absolventen den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen.
Zahlreiche Lehrstellen können aus Mangel an ausreichend
qualifizierten Bewerbern nicht besetzt werden, ein Viertel
der Lehrlinge bricht die Ausbildung ab. Ähnlich verhält es
sich mit den Abbrecherquoten bei Studenten.
Wir wollen das weltweit geschätzte berufliche Bildungs-
und Ausbildungssystem stärken. Der Wert und Nutzen der
beruflichen Bildung muss stärker gewürdigt werden.
8.3 Keine ideologisch motivierte Inklusion:
Förder- und Sonderschulen erhalten
Die Forderung der Vereinten Nationen, behinderten
Kindern Teilhabe am Bildungssystem zu garantieren, ist in
Deutschland bereits erfüllt. Kinder mit besonderem Förder-
bedarf erhalten in der Förderschule eine umfassende Unter-
stützung, die die Regelschule nicht leisten kann.
Die AfD setzt sich deshalb für den Erhalt der Förder- und
Sonderschulen ein.
8.4 Folgen der Massenimmigration: Nicht auf dem
Rücken der Schüler
Ziel der Beschulung schulpflichtiger Asylbewerber muss es
sein, diese auf das Leben nach der Rückkehr in ihr Her-
kunftsland vorzubereiten und die Zeit bis zur Rückkehr
sinnvoll zu überbrücken. Einheimische Schüler dürfen nicht
in ihrem Lernfortschritt behindert werden.
8.5 Bologna ist gescheitert: Diplom und Magister
wieder einführen
Die EU- weite Harmonisierung von Studiengängen (Bolog-
na-Prozess) hat zu einer Verschulung des Studiums, zu Über-
regulierung und Bürokratie geführt. Die akademische Freiheit
wurde beschnitten, ein Studienplatzwechsel erschwert. Bei
der hohen Zahl von 18.044 Studiengängen (Stand 2015/16),
die durch den Zwang zur Profilierung entstanden sind, ist die
Vergleichbarkeit von Abschlüssen deutlich erschwert. Arbeit-
geber kritisieren die geringe Qualifikation von Bachelor-Ab-
solventen.
Die AfD will die bewährten Diplom- und Magisterstudien-
gänge wieder einführen. Die Modularisierung des Studiums
und die Akkreditierungsagenturen sollen abgeschafft werden.
Das Promotionsrecht muss Universitäten vorbehalten
bleiben. Deutsch muss als Lehr- und Wissenschaftssprache
erhalten bleiben.
44 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Bildung und Schule: Mut zur Differenzierung
8.6 Autonomie der Hochschulen stärken: Freiheit
von Forschung und Lehre bewahren
Deutschland muss ein Land der Spitzenforschung bleiben.
Wir wollen eine höhere Grundfinanzierung der Hochschulen
einführen, um deren Abhängigkeit von Drittmitteln zu ver-
ringern. Hochschulen sollen das Recht besitzen, Bewerber
durch Aufnahmeprüfungen auszuwählen. Der durch plan-
wirtschaftliche Zielvorgaben zu Studentenzahlen, Studiener-
folg und anderen Quoten erzeugte Zwang zur Nivellierung ist
zu beenden.
8.7 Keine ideologische Beeinflussung an der
Schule: Die Neutralität der Schule muss gewahrt
bleiben
Das Klassenzimmer darf kein Ort der politischen Indoktri-
nation sein. An deutschen Schulen wird oft nicht die Bildung
einer eigenen Meinung gefördert, sondern die unkritische
Übernahme ideologischer Vorgaben. Leitbild der schulischen
Bildung muss jedoch der selbstständig denkende Bürger
sein.
8.8 Keinen bekenntnisgebundenen Islam-
unterricht an deutschen Schulen
Islamunterricht an deutschen Schulen dient derzeit nicht
der Integration, sondern fördert ein Verharren in Einstellun-
gen, die echte Integration verhindern.
Integration heißt nicht, dass Deutschland sich Muslimen
anpasst. Integration heißt, dass die Muslime sich Deutsch-
land anpassen.
Da die islamischen Gemeinschaften in Deutschland keine
kirchenähnliche Struktur aufweisen, kann ihnen das Privi-
leg eines „bekenntnisgebundenen“ Religionsunterrichts an
staatlichen Schulen nicht zugestanden werden.
8.9 Keine Sonderrechte für Muslime an unseren
Schulen
Muslimische Schüler müssen genauso wie alle anderen
Schüler auch am Sport- und Schwimmunterricht sowie an
Klassenfahrten teilnehmen. Nur so können wir der Her-
ausbildung von Parallelgesellschaften gegensteuern und
den Schülern Teilhabechancen eröffnen, damit Anpassung
gelingt.
8.10 Kein Koranunterricht durch verfassungs-
feindliche Moscheevereine
Die Koranschulen in Deutschland werden zumeist von
Moscheevereinen betrieben. Viele dieser Vereine stehen un-
serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ablehnend
gegenüber.
Wir fordern deshalb eine flächendeckende Überprüfung al-
ler Moscheevereine und bei Verdacht auf Verfassungsfeind-
lichkeit als Sofortmaßnahme ein Verbot, Koranunterricht zu
erteilen.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Bildung und Schule: Mut zur Differenzierung 45
K A P I T E L 9
Kultur und Medien
9.1 Deutsche Leitkultur statt „Multikulturalismus“
Die AfD bekennt sich zur deutschen Leitkultur. Diese fußt
auf den Werten des Christentums, der Antike, des Humanis-
mus und der Aufklärung. Sie umfasst neben der deutschen
Sprache auch unsere Bräuche und Traditionen, Geistes- und
Kulturgeschichte. Unser liberaler Rechtsstaat, unsere Wert-
schätzung von Bildung, Kunst und Wissenschaft und der
sozialen Marktwirtschaft als Ausdruck menschlicher Kreati-
vität und Schaffenskraft sind damit engstens verbunden.
Die Ideologie des „Multikulturalismus“ gefährdet alle
diese kulturellen Errungenschaften. Kultur ist nur als etwas
wechselbezügliches Ganzes von Gesellschaften zu verstehen.
„Multi-Kultur“ ist Nicht-Kultur oder Parallelität von Kultu-
ren und damit Ausdruck von Parallelgesellschaften, die stets
zu innenpolitischen Konflikten und zur Funktionsunfähig-
keit von Staaten führen.
Die Zivilgesellschaften funktionierender Staaten sind da-
her aufgerufen, ihre Kulturen zu schützen und eigenständig
weiterzuentwickeln. Dies gilt natürlich auch für die deutsche
kulturelle Identität. Der in Europa bereits stattfindende Kul-
turkampf zwischen Abendland und dem Islam als Heilslehre
und Träger von nicht integrierbaren kulturellen Traditionen
und Rechtsgeboten kann nur abgewendet werden durch ein
Bündel von defensiven und restriktiven Maßnahmen, die
eine weitere Zerstörung der europäischen Werte des Zusam-
menlebens aufgeklärter Bürger verhindern.
Die AfD wird nicht zulassen, dass Deutschland aus falsch
verstandener Toleranz sein kulturelles Gesicht verliert.
9.2 Die deutsche Sprache als Zentrum
unserer Identität
Die Nationalsprache ist das Herz einer Kulturnation. Als
zentrales Element deutscher Identität will die AfD die deut-
sche Sprache als Staatssprache im Grundgesetz festschrei-
ben. An deutschen Schulen darf es kein Zurückweichen des
Deutschen vor Einwanderersprachen geben.
Auf EU-Ebene wollen wir dafür sorgen, dass das Deutsche
dem Englischen und Französischen auch in der alltäglichen
Praxis gleichgestellt wird, solange die EU noch besteht.
Die AfD sieht mit Sorge, wie die deutsche Sprache in Wis-
senschaft und Wirtschaft zunehmend durch das Englische
ersetzt wird und will dem mit gezielten Fördermaßnahmen
entgegenwirken.
„Politisch korrekte“ Sprachvorgaben lehnen wir entschie-
den ab, weil sie einer natürlichen Sprachentwicklung entge-
genstehen und die Meinungsfreiheit einengen.
9.3 Ideologiebesetzte kulturpolitische Vorgaben
des Staates beseitigen
Nirgendwo ist die ideologische Beeinflussung seitens des
Staates so stark wie in der Kulturpolitik. Die AfD will die Kul-
turpolitik an fachlichen Qualitätskriterien und ökonomischer
Vernunft anstatt an politischen Vorgaben ausrichten. Dem-
entsprechend müssen der Einfluss der Parteien auf das Kul-
turleben zurückgedrängt, gemeinnützige private Kulturstif-
tungen und bürgerliche Kulturinitiativen gestärkt werden.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Kultur und Medien 47
Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskul-
tur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer
erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die
positiv identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit
umfasst.
9.4 Bekenntnis zur Kulturhoheit der Länder –
keine „politisch korrekte“ Kunst und Kultur!
Die AfD bekennt sich zur Kulturhoheit der Bundesländer.
Kulturelle Förderprogramme des Bundes und der EU, die an
ideologische Zielvorgaben gekoppelt sind, wollen wir durch
Förderlinien ersetzen, die der Bewahrung des kulturellen
Erbes oder dessen würdiger Fortschreibung dienen.
Für „politisch korrekte“ Kunst und Kultur darf es keine
staatlichen Anreize geben.
9.5 Medien: Für eine zeitgemäße Medienpolitik:
Rundfunkbeitrag abschaffen
Der gegenwärtige öffentlich-rechtliche Rundfunk wird
durch Zwangsbeiträge finanziert, ist mit einem Jahresbud-
get von über neun Milliarden Euro viel zu teuer und wird in
einer Weise von der Politik dominiert, die einer Demokratie
unwürdig erscheint. Die AfD setzt sich dafür ein, die Rund-
funkanstalten grundlegend zu reformieren.
Der Rundfunkbeitrag ist abzuschaffen, damit in Zukunft
jeder Bürger selbst und frei entscheiden kann, ob er das
öffentlich-rechtliche Angebot empfangen und bezahlen will.
Der neue Bürgerrundfunk soll ein schlankes Medium sein,
welches sich auf objektive Berichterstattung sowie kulturelle
und bildende Inhalte fokussiert. Das Angebot wird über-
wiegend verschlüsselt/passwortgeschützt, sodass nur noch
freiwillige Zahler Zugang haben. Um den Einfluss der Politik
– egal welcher Ausrichtung – zu reduzieren, sollen insbeson-
dere die gesellschaftlichen Vertreter in den Kontroll-
gremien durch freie und demokratische Wahlen vom Bürger
bestimmt werden.
9.6 Das Internet als Ort der freien Meinungs-
äußerung erhalten
Das Internet als Medium der Kommunikation, Informa-
tion und freien Meinungsäußerung darf abseits der Verfol-
gung von Straftaten keinerlei Beschränkung und Zensur
unterliegen.
48 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Kultur und Medien
K A P I T E L 1 0
Steuern und Finanzen,
Wirtschaft und Arbeit
Unser Steuersystem ist das komplexeste der Welt. Eine
Vereinfachung wurde von den etablierten Parteien schon
lange versprochen, aber nie realisiert. Globalisierung und
Euro-Krise erfordern ein grundsätzliches Umdenken. Die
demografische Entwicklung bringt die sozialen Sicherungs-
systeme in Gefahr. Die ungesteuerte Migration verschlim-
mert diese Probleme dramatisch. Die Behauptung, sie trage
zur Problemlösung bei, widerspricht allen Tatsachen. Eine
solche Aussage hat ausschließlich propagandistischen Cha-
rakter.
Es ist Zeit für eine grundlegende Reform, die bereits im
Grundsatzprogramm der AfD angelegt ist:
Reduzierung der Steuer- und Abgabenquote
Reformierung der Steuersysteme
die Bezahlung von Kirchenrepräsentanten wie
Bischöfen etc. aus allgemeinen Steuermitteln ist
abzuschaffen
Rückbau der Bürokratie
mittelstandsfreundliche Wirtschaftspolitik
Eine durch Staatsverschuldung finanzierte Stützung der
Renten- und Sozialsysteme kommt für die AfD nicht in Be-
tracht. Dies wäre keine nachhaltige Politik.
Auch die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse
verbietet eine solche Politik. Vorrangig sind Subventionen
abzubauen und überflüssige Staatsausgaben zu kürzen.
Die AfD ruft alle demokratisch legitimierten Parteien auf,
sich in der nächsten Legislaturperiode an einem großen
Steuer- und Sozialreformprozess zu beteiligen.
10.1 Steuern
Die AfD wendet sich gegen eine Ausweitung der Abgaben-
belastung und fordert die Absenkung der allgemeinen Mehr-
wertsteuer um 7 Prozentpunkte sowie die Einführung einer
allgemeinen Abgabenbremse (für Steuern, Beiträge und
Gebühren) zugunsten der Bürger. Diese ist im Grundgesetz
festzuschreiben.
Damit soll verhindert werden, dass Steuern und Abgaben in
Zukunft beliebig erhöht werden können. Die Obergrenze sollte
maximal der heutigen Abgabenquote entsprechen und mittel-
fristig 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überstei-
gen. Eine solche Politik ist erforderlich, weil sowohl die Staats-
finanzierung als auch der Wohlstand der Bürger in erster Linie
von einer blühenden Wirtschaft abhängen. Neben innovativer
Forschung und gut ausgebildeten Menschen braucht der
Wirtschaftsprozess finanzielle Rahmenbedingungen, welche
die Eigenfinanzierung für die technologische Infrastruktur der
Zukunft ermöglichen und die internationale Wettbewerbsfä-
higkeit auch bei der Abgabenlast gewährleisten.
Die AfD will, dass eine seit Jahrzehnten in etlichen Wahl-
kämpfen von unterschiedlichen Parteien versprochene
Steuerreform, die diesen Namen verdient, Wirklichkeit wird.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein „Herumdoktern“ am
bestehenden Steuersystem dieses nur komplexer und keines-
wegs gerechter macht.
Wir sind bereit, gemeinsam mit allen demokratischen
Parteien, Tarifparteien, Verbänden und wissenschaftlichen
Einrichtungen ein zukunftsorientiertes Steuersystem auf den
Weg zu bringen, das selbstverständlich auch die erforderlichen
sozialen Belange berücksichtigt.
50 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Steuern und Finanzen, Wirtschaft und Arbeit
Leitideen der AfD sind dabei:
Einfach, transparent und gerecht. Der progressive
Anstieg der Steuer wird durch Steuerstufen abgelöst.
Eine Indexierung der Tarife, Freibeträge und
Freigrenzen, Pauschbeträge und Pauschalen muss die
schleichende (heimliche) Steuererhöhung vermeiden.
Entlastung der geringen und mittleren Einkommen:
Der Grundfreibetrag wird auf das pfändungsfreie Ein-
kommen angehoben und die Stufen werden so gewählt,
dass Gering- und Durchschnittsverdiener entlastet
werden.
Das Ehegattensplitting wird durch ein sozial gerechtes
Familiensplitting ergänzt, bei dem das Familienein-
kommen auf alle Familienmitglieder verteilt wird vor
der Tarifanwendung.
Schaffung einer fairen Unternehmensbesteuerung.
Gewinne sind dort zu versteuern, wo sie erwirtschaftet
werden.
Die AfD ist für eine Abschaffung der Erbschaftsteuer als
Substanzsteuer und gegen die Reaktivierung der Vermö-
gensteuer.
Intakte Familien denken und leben in Generationenzusam-
menhängen. Die Übergabe von Vermögen – auch und gerade
in Unternehmen gebundenes – ist Privatangelegenheit und
darf nicht dem Staatszugriff ausgesetzt werden.
10.2 Haushaltspolitik
Das primäre finanzwirtschaftliche Ziel der Alternative
für Deutschland sind ausgeglichene Haushalte. Die Staats-
ausgaben sind durch Einnahmen zu decken. Die Erhöhung
von Abgaben oder Aufnahme von Schulden zur Deckung
der Ausgaben ist auf die strengen Vorgaben einer Schul-
denbremse zu beschränken. Die Bürger haben ein Recht auf
verlässliche staatliche Rahmenbedingungen, die ihnen eine
nachhaltige Lebensplanung gewährleisten.
Zur Vermeidung von Erblasten für spätere Generationen
ist die Tilgung bestehender Schulden verbindlich gesetzge-
berisch zu regeln.
Gesamtgesellschaftliche Aufgaben will die AfD über den
Bundeshaushalt finanzieren. Dies gebieten die Gerechtigkeit
und die Forderung nach einer transparenten Haushaltsfüh-
rung. Demzufolge sind Nebenhaushalte und Übertragung
von gesamtgesellschaftlichen Lasten zur Schönung des Bun-
deshaushalts beispielsweise an die Sozialkassen abzulehnen.
Die Alternative für Deutschland fordert die verpflichten-
de Einführung der kaufmännischen Buchführung für alle
Staatshaushalte.
Der darin in Zukunft abgebildete jährliche Werteverzehr
aller Vermögensgegenstände, die einem solchen unterliegen,
ist in den Haushalten zu erwirtschaften und zu thesaurieren.
Haushalte sind nur dann ausgeglichen, wenn diese Vermö-
gensverluste monetär erwirtschaftet sind, wie dies schon
heute für alle Kommunalhaushalte vorgeschrieben ist.
Diese kaufmännische Betrachtungsweise muss in der Zu-
kunft auch angewendet werden auf alle Versorgungsanwart-
schaften, welche die Bediensteten der öffentlichen Verwal-
tung gegenüber öffentlichen Dienstherrn bzw. Arbeitgebern
erwerben.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Steuern und Finanzen, Wirtschaft und Arbeit 51
10.3 Soziale Arbeitswelt
Die AfD befürwortet einen gesetzlichen Mindestlohn, da
er bei den jetzigen Verhältnissen die vergleichsweise schwa-
che Position der Niedriglohnempfänger gegenüber den
Interessen der Arbeitgeber stärkt.
Insbesondere erlaubt der Mindestlohn eine Existenz
jenseits der Armutsgrenze und die Finanzierung einer, wenn
auch sehr bescheidenen, Altersversorgung, die ansonsten
im Wege staatlicher Unterstützung von der Gesellschaft zu
tragen wäre. Mindestlöhne verhindern somit auch die Priva-
tisierung von Gewinnen bei gleichzeitiger Sozialisierung der
Armutskosten.
Der zunehmende Anteil von prekären Beschäftigungsver-
hältnissen wirkt sich negativ auf den Wohlstand aus. Daraus
entstehen Negativwirkungen für die Demografie. Zudem
leidet der Aufbau der eigenen Altersvorsorge.
Die AfD fordert deshalb auch eine gesetzliche Obergrenze
von 15 Prozent Beschäftigten mit Leih- oder Werkverträgen
in Unternehmen.
Leiharbeit muss nach einer sechsmonatigen Beschäfti-
gungszeit einer festen Anstellung gleichgestellt werden.
Zeitarbeitsverträge dürfen nur einmal verlängert werden. Sie
dürfen nur unter festgelegten Bedingungen abgeschlossen
werden.
10.4 Arbeitslosigkeit und Qualifikation für
Langzeitarbeitslose
Die Arbeitslosigkeit, insbesondere die Dauerarbeitslosig-
keit, konnte bisher nachhaltig nicht gesenkt werden. Die
heutigen Eingliederungs- und Qualifizierungsmaßnahmen
gehen vielfach an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts
vorbei. Deshalb können viele offene Stellen nicht besetzt
werden.
Wir fordern daher eine bedarfsangepasste Qualifizierung
für Arbeitslose.
Diese muss in enger Abstimmung insbesondere mit der
mittelständischen Wirtschaft erfolgen, bei welcher 80 Pro-
zent der Arbeitnehmer Deutschlands beschäftigt sind.
Die AfD setzt sich ferner für die Schaffung eines Angebots
zur Bürgerarbeit ein.
Unter Bürgerarbeit ist die Ausübung gemeinnütziger
Arbeit durch Langzeitarbeitslose zu verstehen, die nicht in
Konkurrenz zum Arbeitsmarkt steht. Bürgerarbeit soll ca. 30
Wochenstunden umfassen und sozialversicherungspflichtig
entlohnt werden.
Den Langzeitarbeitslosen wird so die Ausübung sinnvoller
Tätigkeiten eröffnet und die Gesellschaft erhält einen Gegen-
wert für die Unterstützungsleistungen. Langzeitarbeitslose
können so wieder an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt
werden. Wer Bürgerarbeit leistet, soll seine Vermögensver-
hältnisse nicht offenbaren müssen.
52 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Steuern und Finanzen, Wirtschaft und Arbeit
10.5 Keine Manipulation der Arbeitslosenquote
Die Bundesagentur für Arbeit berechnet im Auftrag der
Bundesregierung eine Arbeitslosenquote, die dem Wähler
suggeriert, dass die Arbeitslosigkeit stetig sinkt. Dies wird
durch Anwendung einer Vielzahl von Detailvorschriften ma-
nipulativ erreicht, indem Hunderttausende von Arbeitslosen
nicht berücksichtigt werden.
Die AfD fordert, die Arbeitslosenquote auf Basis der tat-
sächlichen Arbeitslosenzahlen zu berechnen, um die realen
Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt sichtbar zu machen.
10.6 Wirtschaftspolitik für Deutschland:
Wohlstand für alle!
Grundlegende Elemente für eine prosperierende Wirt-
schaft sind für die AfD die Eigenverantwortung der Wirt-
schaftssubjekte mit dem Gegenstück Haftung für das ei-
gene Handeln, die Garantie des Privateigentums und der
Marktpreis als Steuerungsmechanismus für wirtschaftliche
Entscheidungen. Weitere wichtige Elemente sind die Sicher-
stellung von Wettbewerb auf den Märkten und die Verhin-
derung von marktbeherrschenden Stellungen sowie ein
unbestechliches effizientes Rechtssystem, das Rechtssicher-
heit und Rechtsfrieden gewährleistet und nicht zuletzt auch
Bürger gegen Übergriffe des Staates schützt.
Dies ist der Ordnungsrahmen, der in der Nachkriegszeit
aufgebaut und lange Zeit unangetastet blieb. Wir wollen
uns dafür einsetzen, ihn wo nötig wieder zu stärken und
insgesamt weiterhin aufrecht zu erhalten. Viele der darüber
hinausgehenden Einzelfallregelungen sind zu überprüfen
und gegebenenfalls abzuschaffen.
Die AfD geht von der Prämisse aus, dass die Wirtschaft für
die Menschen da ist und nicht die Menschen für die Wirt-
schaft. Wohlstand misst sich materiell, hat aber auch soziale
und immaterielle Aspekte: Freiheit, Selbstbestimmung, Teil-
habe. Unsere Wirtschafts- und Steuerpolitik sehen wir auch
als Teil der Sozialpolitik. Ziel ist die Schaffung auskömmlicher
Arbeitsplätze für alle dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen-
den Mitbürger.
Hierzu planen wir folgende Maßnahmen:
den Staat verschlanken und effizienter machen
• Abbau von Subventionen, neue Subventionen
zeitlich befristen
• Vereinfachung des Steuersystems wie oben beschrieben
• Regulierungen und Bürokratie überprüfen und abbau-
en, um insbesondere die Belastungen für kleine und
mittelständische Unternehmen zu verringern.
die Staatsquote senken
• Steuer-/Abgabenobergrenze einführen und Staatsver-
brauch senken
• Klare Prioritätensetzung, welche Staatsaufgaben
wichtig sind, unwichtiges auslaufen lassen.
wissens-/technologiebasierte Wirtschaft stärken
• Schulische Bildung und die Forschungslandschaft
verstärkt auf MINT-Fächer ausrichten
• Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in
Produkte fördern
• Unternehmergeist fördern
• Steuerliche Bedingungen für Forschung und Entwick-
lung sowie sich daraus ergebende Unternehmensgrün-
dungen verbessern
• Hightechunternehmen in Deutschland erhalten und
fördern.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Steuern und Finanzen, Wirtschaft und Arbeit 53
Investitionen im Inland fördern
• Durch Subventionsabbau gesparte Mittel in
Infrastruktur stecken
• Energiepreise kalkulierbar machen, Förderung
erneuerbarer Energien zurückfahren
10.7 Gesicherte Einlagen bei Bankinsolvenzen
Die AfD fordert, dass die Kunden das Recht auf Konten
haben, die die Geldinstitute im Sondervermögen halten
müssen. Diese Vermögen sind im Fall einer Bankinsolvenz
geschützt. Bereits jetzt werden Aktien als Sondervermögen
(Treuhandvermögen) bei Geldinstituten gehalten.
10.8 Anspruch auf Teilhabe am digitalen Leben
und digitaler Wirtschaft
Die AfD fordert, dass die Voraussetzungen geschaffen
werden, um Haushalte sowie klein- und mittelständische
Betriebe – unabhängig davon, ob diese sich in urbanen Räu-
men oder sich in ländlichen Regionen befinden – innerhalb
von zwei Jahren an schnelle Breitbandnetze angeschlossen
werden können. Staatliche Unterstützungsprogramme sollen
finanzielle Belastungen abmildern. Allen Haushalten sowie
klein- und mittelständischen Betrieben soll somit – unab-
hängig von ihrem Standort – die Anbindung an die Breit-
bandinfrastruktur möglich sein. Der Anschluss der letzten
„Meile“, von der verlegten Grundinfrastruktur zum Haus-
oder Firmenanschluss, muss eine sicherzustellende Option
für Privathaushalte und klein- und mittelständische Betriebe
werden.
54 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Steuern und Finanzen, Wirtschaft und Arbeit
K A P I T E L 1 1
Sozialpolitik
11.1 Sozialpolitik und Zuwanderung
Unser Land steht vor großen sozialen Herausforderungen.
Es gilt die hohe Kinderarmut und die drohende Altersar-
mut zu bekämpfen. Eine Vielzahl von Arbeitslosen ist in
Beschäftigung zu bringen. Die Infrastruktur unseres Landes
ist in Teilen heruntergewirtschaftet, ohne dass dies in den
öffentlichen Haushalten abgebildet wird. Die Stabilisierung
der Sozialsysteme erfordert bei einer schrumpfenden und
alternden Bevölkerung besondere Anstrengungen. Unsere
begrenzten Mittel stehen deshalb nicht für eine unverant-
wortliche Zuwanderungspolitik, wie sie sich kein anderes
europäisches Land zumutet, zur Verfügung. Sowohl die
Euro-Rettungspolitik als auch die Niedrigzinspolitik der EZB
erschweren diese notwendige Reformpolitik für Deutsch-
land. Auch deshalb müssen die Weichen für den Euro und
Europa völlig neu gestellt werden.
Unser Sozialstaat kann nur erhalten bleiben, wenn die ge-
forderte finanzielle Solidarität innerhalb einer klar definier-
ten und begrenzten Gemeinschaft erbracht wird. Eine Auflö-
sung des Nationalstaats führt unweigerlich zur Gefährdung
unserer gewohnten sozialstaatlichen Errungenschaften.
11.2 Benachteiligung von Familien beseitigen und
Kinderarmut bekämpfen
Die Abgabenlast für Familien ist zu hoch. Obwohl das
Bundesverfassungsgericht gefordert hat, die Existenzminima
von Kindern und Eltern wirksam steuerfrei zu stellen, ist der
Gesetzgeber dem nicht angemessen nachgekommen.
Die AfD setzt sich für die nachhaltige steuerliche Entlas-
tung von Familien durch Einführung eines Familiensplit-
tings ein, welches das Familieneinkommen vor Versteuerung
auf die Familienmitglieder rechnerisch verteilt.
In diesem Zuge sind auch die steuerlichen Benachteili-
gungen von Kindern und Eltern aus Trennungs- und Schei-
dungsfamilien zu beseitigen. Der Erwerb von Wohneigentum
durch Familien sollte z.B. durch zinslose Darlehen, Zuschüs-
se und Erlass der Grunderwerbsteuer erleichtert werden.
Die AfD setzt sich auch für eine bessere Berücksichtigung
der Leistungen von Eltern in der Rentenversicherung ein.
Die Kinder von heute sind die potenziellen Beitragszahler
von morgen. Wer Kinder großzieht und Rentenversiche-
rungsbeiträge leistet, trägt deshalb doppelt zur Sicherung
der Renten bei.
Erziehungszeiten müssen deshalb eine dieser Leistung
angemessene Rentenerhöhung der Eltern zur Folge haben.
56 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Sozialpolitik
11.3 Grundsätzliches zur Rente
Den Menschen in unserem Land wieder Sicherheit im
Arbeitsleben und im Alter zu geben, ist der Alternative für
Deutschland ein besonderes Anliegen. Nur mit einer ausrei-
chenden Versorgung im Alter kann Altersarmut verhindert
werden. Das Bestreben der AfD ist es daher, das System
der gesetzlichen Rentenversicherung so zu gestalten, dass
es leistungsfähig und den Herausforderungen der Zukunft
nachhaltig gewachsen ist. Die besondere demografische He-
rausforderung der nächsten Jahrzehnte wird – mindestens
vorübergehend – eine stärkere Mitfinanzierung aus Steuer-
mitteln erforderlich machen.
Unbeschadet solcher Hilfestellung außerhalb der Bei-
tragsfinanzierung der staatlichen Renten müssen die bei-
den Säulen Betriebsrente und rein private Altersvorsorge
gesetzgeberisch gestärkt werden. Hierzu bedarf es der
Steuerfreistellung der Ansparbeiträge verbunden mit einer
nachgelagerten Ertragsbesteuerung. Für eine wirkungsvolle
Ausgestaltung solcher Systeme ist die Zinspolitik der EZB
tödlich. Auch deshalb muss Deutschland aus der Eurozone
austreten, sofern nicht unverzüglich Änderungen in die Tat
umgesetzt werden.
11.4 Rente und Lebensarbeitszeit
Bei einer Lebensarbeitszeit von bis zu 45 Jahren soll künf-
tig der Rentenanspruch abschlagsfrei gegeben sein. Bei der
Berechnung der Rente werden alle Beitragszeiten in dem
Maß berücksichtigt, in dem sie tatsächlich erbracht wurden.
Bekanntlich wird bereits in naher Zukunft die Zahl der
Rentner im Verhältnis zur Zahl der Beitragszahler überpro-
portional steigen. Die jüngeren Generationen der Beitrags-
zahler werden diese finanzielle Verpflichtung nicht alleine
schultern können. Es wird daher notwendig sein, die staat-
lichen Transferzahlungen aus allgemeinen Steuermitteln
an die Rentenversicherung erheblich zu erhöhen, um die
Beiträge der arbeitenden Menschen in erträglichen Grenzen
zu halten.
Auch aus diesem Grund ist die derzeitige Migrationspolitik
sofort zu beenden. Die zur Zeit dort mobilisierten jährlichen
Milliardenbeträge, mit steigender Tendenz für die Zukunft,
müssen in die Stabilisierung der Alterssicherung der deut-
schen Bevölkerung umgelenkt werden.
Bezieher von Altersrenten sollen ohne Einschränkung
ihrer Rentenbezüge einer entgeltlichen Beschäftigung
nachgehen können. Diese Einkommen sollen von Arbeit-
nehmer- und Arbeitgeberbeiträgen zur Rentenversicherung
freigestellt werden können.
11.5 Rente und versicherungsfremde Leistungen
Die AfD tritt dafür ein, dass Leistungen aus Mitteln der
staatlichen Rentenversicherung, die sich nicht über Maßstä-
be sozialer Verteilungsgerechtigkeit innerhalb der gesamten
Solidargemeinschaft rechtfertigen lassen („echte“ versiche-
rungsfremde Leistungen) entweder ausgegliedert oder über
staatliche Transferleistungen finanziert werden. Allein im
Jahr 2015 sind aus dem Etat der Rentenversicherung versi-
cherungsfremde Leistungen in zweistelliger Milliardenhöhe
erfolgt.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Sozialpolitik 57
11.6 Doppelbesteuerung der staatlichen Rente
vermeiden
Die AfD setzt sich dafür ein, zu überprüfen, ob die im Zuge
der Einführung einer nachgelagerten Rentenbesteuerung
vom Bundesverfassungsgericht als unrechtmäßig erkannte
Doppelbesteuerung der Renten tatsächlich durch die derzei-
tige gesetzgeberische Regelung vermieden wird.
11.7 Grundsicherung im Alter: Wer gearbeitet hat,
muss später mehr haben
Erwerbstätige, die jahrzehntelang sozialversicherungs-
pflichtig beschäftigt waren, aber beispielsweise durch
niedrige Entlohnung oder unterbrochene Erwerbsbiografien
keinen Rentenanspruch aufbauen konnten, der das Niveau
der Grundsicherung übersteigt, werden derzeit genauso
behandelt, wie Personen, die niemals sozialversicherungs-
pflichtig beschäftigt waren. Das ist ungerecht.
Die AfD will daher dafür sorgen, dass durch Arbeits-
leistung und andere anrechenbare Zeiten, zum Beispiel
Erziehungszeiten, erworbene Rentenansprüche mit einem
angemessenen Aufschlag zur Grundsicherung Berücksichti-
gung finden.
11.8 Gerechtigkeit beim Arbeitslosengeld
Seit der Sozialrechtsreform 2005 (Hartz-Reform) wird bei
der Festlegung der Höhe des Anspruchs auf Arbeitslosengeld
II und – von geringfügiger Stufung abgesehen – der Bezugs-
dauer von Arbeitslosengeld I nicht berücksichtigt, ob und
gegebenenfalls wie lange der Betroffene zuvor sozialversi-
cherungspflichtig erwerbstätig war. Nach in der Regel zwölf
Monaten erhalten ehemals langjährig Erwerbstätige Arbeits-
losengeld II in gleicher Höhe und für die gleiche Zeitdauer
Leistungen wie Arbeitslose, die noch nie zuvor Beiträge an
die Arbeitslosenversicherung gezahlt haben. Dies stellt eine
Geringschätzung der langjährigen Beitragszahler dar.
Die AfD setzt sich für eine Bezugsdauer von Arbeitslosen-
geld I in Abhängigkeit von der Dauer der Vorbeschäftigung
ein. Der Selbstbehalt bei der Berechnung von Arbeitslosen-
geld II ist sanktionsfrei zu erhöhen.
Dies ist ein Gebot der Gerechtigkeit, um unterschiedliche
Erwerbsbiografien bei Arbeitslosigkeit auch differenziert zu
behandeln.
11.9 Paritätische Finanzierung der Kranken- und
Pflegeversicherung
Die AfD setzt sich dafür ein, dass der Arbeitgeberanteil
zur Kranken- und Pflegeversicherung wieder auf die gleiche
Höhe wie der Arbeitnehmeranteil festgelegt wird.
Die Risiken der Kostensteigerungen im Gesundheitswesen
allein auf die Arbeitnehmer abzuwälzen, wie es die letzten
Bundesregierungen getan haben, ist unsystematisch.
58 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Sozialpolitik
K A P I T E L 1 2
Unser Gesundheitssystem
ist in Gefahr
Die Gesundheitspolitik in Deutschland steht angesichts der
demografischen Entwicklungen vor großen Herausforderun-
gen. Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung für
alle Bürger in Stadt und Land gehört zu den Grundpfeilern
des modernen Sozialstaates.
Wir setzen uns für eine leistungsfähige, flächendeckende
und möglichst wohnortnahe medizinische Versorgung für
alle Bürger ein – im ambulanten wie im stationären Bereich.
12.1 Finanzierung der Gesundheit – grundlegende
Probleme beseitigen
Die Finanzierung unseres Gesundheitswesens wird durch
allgemeine politische Fehlentwicklungen bedroht: Die von
den Kassen zu tragenden Kosten für Migranten, Flüchtlin-
ge und Asylbewerber laufen aus dem Ruder und durch die
verfehlte Zinspolitik der europäischen Zentralbank können
die kapitalgedeckten privaten Krankenversicherungen keine
ausreichenden Rücklagen mehr bilden.
12.2 Ärztliche Versorgung auf dem Land
sicherstellen
Die Arztsitze sind zwischen Stadt und Land ungleich
verteilt. Niederlassungen auf dem Land sind häufig nicht at-
traktiv. Wir wollen dazu beitragen, es für Ärzte attraktiver zu
machen, sich wieder vermehrt auf dem Land niederzulassen.
Auch die Kommunen und Landkreise sowie die Bundeslän-
der sind gefordert, Anreize zu schaffen.
Wir wollen sicherstellen, dass auch ländliche Regionen
medizinisch gut versorgt sind und sich dort wieder mehr
Ärzte niederlassen.
12.3 Dem „Pflegenotstand“ entgegenwirken
In allen vollstationären medizinischen Einrichtungen
entwickelt sich ein Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal
(„Pflegenotstand“). Eine Hauptursache ist, dass die Perso-
nalkosten im „DRG-Fallpauschalensystem“ der Krankenhäu-
ser unzulänglich abgebildet sind. In den Krankenhaus-
entgelten sind die tariflichen Entgeltsteigerungen deshalb
nur teilweise enthalten. Aufgrund dieser Deckungslücke
sehen sich viele Krankenhäuser gezwungen, Personalstellen,
insbesondere bei der Pflege, einzusparen. Das führt zu einer
unzumutbaren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
und Nachteilen für die Patienten.
Als Ursachen für den fehlenden Berufsnachwuchs spielen
der hohe Leistungsdruck und die zuweilen unangemessene
Entlohnung eine Rolle.
Die Akzeptanz und Attraktivität des Pflegeberufs muss
erhöht werden, um dem bestehenden und absehbar zuneh-
menden Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal zu begeg-
nen.
Die AfD fordert einen verbindlichen, länderübergrei-
fenden Mindestpersonalschlüssel für das Pflegepersonal,
der auch bei den Krankenhausentgelten Berücksichtigung
finden muss.
60 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Unser Gesundheitssystem ist in Gefahr
12.4 Stationäre Versorgung durch Investitionen
sicherstellen
Wir wollen die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser
durch Abbau von Investitionsstaus verbessern und damit
auch die Chance für den Erhalt von wohnortnahen Häusern
in kommunaler Trägerschaft erhöhen.
Die wirtschaftlich angespannte Lage der meisten Kranken-
häuser wird durch die fehlende Investitionsfinanzierung der
Länder weiter verschärft. Seit Jahren werden nur etwa die
Hälfte der ca. 5,5 Milliarden Euro für den Erhalt der Kran-
kenhäuser erforderlichen Mittel bereitgestellt. Die daraus
resultierende Notwendigkeit, Investitionsmittel aus den
Behandlungspauschalen zu finanzieren, führt zur weiteren
Verschärfung der finanziellen Situation vieler Krankenhäu-
ser. Nicht wenige Kommunen sahen sich deshalb veranlasst,
Krankenhäuser an private Träger zu verkaufen. Unverkenn-
bar ist seit Einführung der Fallpauschalen (DRG) im Jahr
2002 eine Privatisierungswelle zu verzeichnen.
Wir unterstützen die Trägervielfalt im Krankenhauswe-
sen und lehnen eine Entwicklung hin zur Monopolbildung
entschieden ab.
12.5 Krankenhaus-Notfallambulanzen entlasten
Die Ambulanzen der Krankenhäuser sollen durch die Ein-
richtung von Portal-Praxen entlastet werden.
Aufgrund von teilweise langen Wartezeiten im ambulanten
Bereich werden die Notfallambulanzen der Krankenhäuser
mit einer zunehmenden Anzahl von unkritischen Behand-
lungsfällen überschwemmt. Wir setzen uns deshalb, wie in
einigen Bundesländern bereits praktiziert, für die Einrich-
tung von Portal-Praxen aus dem niedergelassenen Bereich
am Krankenhaus ein.
12.6 Ambulante Versorgung durch ein
Hausarztsystem optimieren
Durch das flächendeckende Angebot eines Hausarztsys-
tems sollen ambulante Behandlungen besser koordiniert
und Doppeluntersuchungen vermieden werden. Das Kos-
tenbewusstsein und die Eigenverantwortlichkeit des Bürgers
sollen gestärkt werden. Die freie Arztwahl muss sicherge-
stellt sein.
12.7 Ärzte und Therapeuten überwiegend in
Deutschland ausbilden
Gesundheit ist immer auch eine Frage des Vertrauens.
Bei Ärzten, Therapeuten oder Pflegekräften, die sprachliche
Defizite aufweisen, kann keine Vertrauensbasis entstehen.
Die Beschäftigung von ausländischem Personal, das oftmals
sprachliche Defizite aufweist, kann somit keine Lösung zur
Behebung des Personalmangels im Gesundheitswesen sein.
Insbesondere müssen Ärzte, die in der Patientenversorgung
tätig sind, über gute Sprachkenntnisse (Sprachniveau C1)
verfügen. Deren fachliche Qualifikation muss uneinge-
schränkt dem deutschen Standard entsprechen.
Ärzte und Therapeuten, die in Gesundheitsberufen arbei-
ten, sollen nach Möglichkeit in Deutschland ausgebildet sein
oder über gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Unser Gesundheitssystem ist in Gefahr 61
12.8 Das deutsch-türkische Sozialversicherungsab-
kommen kündigen
Das deutsch-türkische Sozialversicherungsabkommen
aus dem Jahr 1964 regelt die Rechtsstellung türkischer oder
deutscher Staatsbürger im jeweils anderen Land. In der
Krankenversicherung führt dies zu einer weithin unbekann-
ten, eindeutigen Besserstellung türkischer Staatsangehöri-
ger gegenüber deutschen Staatsangehörigen. Dies betrifft
insbesondere die in unserem Sozialversicherungsrecht nicht
vorgesehene Ausweitung der Familienversicherung. Der
Familienbegriff richtet sich nicht nach deutschen Vorschrif-
ten, sondern nach türkischen. Da nach türkischem Recht die
Eltern mit zur Familie gehören, werden auch in der Türkei
lebende Eltern türkischer Arbeitnehmer mitversichert.
Das deutsch-türkische Sozialversicherungsabkommen
benachteiligt einheimische Versicherte. Deshalb wollen wir
es kündigen und auf der Basis europäischer Sozialversiche-
rungsabkommen neu verhandeln.
12.9 Gesundheitskarte und E-Health-Gesetz
Medizinische Behandlungsdaten müssen aufgrund ihrer
hohen Sensibilität den höchstmöglichen Schutz genießen.
Die elektronische Gesundheitskarte (eGK), auf der bisher
nur Versichertendaten gespeichert sind, soll in einer weite-
ren Ausbaustufe ein Schlüssel zu einer zentralen Datenbank
sein, in der neben diagnostischen Unterlagen und Untersu-
chungsergebnissen alle Informationen aller behandelnden
Ärzte über den Patienten (Patientenakten) zusammengetra-
gen werden.
Die AfD lehnt die Schaffung einer solchen zentralen Daten-
bank zur Speicherung sensibler Gesundheitsdaten ab.
Wir befürworten aber die Speicherung eines Notfalldaten-
satzes, einschließlich eines Medikamentenplans und einer
Patientenverfügung, direkt auf der Karte. Für die Speiche-
rung und den Austausch weiterer Gesundheitsdaten schla-
gen wir, neben dem Datenaustausch in Praxisverbünden, die
Schaffung eines elektronischen Gesundheitspasses vor, bei
dem die Daten nicht zentral, sondern direkt auf dem Me-
dium gespeichert werden. In allen Fällen darf dies nur auf
freiwilliger Basis erfolgen.
12.10 Alternative Medizin als Ergänzung traditio-
neller Medizin
Unter dem Begriff der „alternativen“ Behandlungen
werden die unterschiedlichsten Behandlungsmethoden
zusammengefasst. Diese können bei Einhaltung von zu
definierenden Qualitätsstandards eine sinnvolle Ergänzung
zur herkömmlichen Medizin darstellen. In jedem Fall ist eine
ganzheitliche Betrachtung und Behandlung des Patienten
notwendig, um der Zunahme von chronischen Erkrankungen
und von Therapieresistenzen entgegenzuwirken.
Alternative Behandlungsmethoden können in bestimmten
Bereichen eine Ergänzung der akutmedizinischen Behand-
lungsmethoden darstellen.
62 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Unser Gesundheitssystem ist in Gefahr
12.11 Freiberufliche Hebammen
Der Berufsstand der freiberuflichen Hebamme, die eine
werdende Mutter vom Beginn der Schwangerschaft bis zur
Entbindung und oft auch darüber hinaus begleitet, gerät
aufgrund der in den letzten Jahren deutlich angestiegenen
Haftpflichtprämien sehr stark unter Druck, weil diese Auf-
wendungen von vielen freiberuflich tätigen Hebammen kaum
oder gar nicht mehr verkraftet werden können. Ein „Ausster-
ben“ des Berufsstandes in naher Zukunft ist absehbar.
Die persönliche und individuelle Betreuung schwangerer
Frauen durch eine Hebamme des Vertrauens ist für viele
Frauen eine große Erleichterung und Hilfe nicht nur während
der Geburt, sondern auch in der Geburtsvorbereitung und der
Nachsorge für Mutter und Kind.
Wir möchten deshalb zu einer finanziellen Entlastung des
Berufsstandes der freiberuflichen Hebammen beitragen, die
z. B. durch eine Quersubventionierung bei Haftpflichtversi-
cherungen erfolgen könnte.
12.12 Keine Freigabe von Cannabis
Eine weitere Freigabe von Drogen bzw. suchtgefährdenden
Substanzen ist nicht nur in der Folge kostenintensiv, sondern
auch medizinisch schädlich. Ersatzpräparate wie THC stehen
für Cannabis bereits jetzt zur Verfügung. Es ist zu befürchten,
dass durch eine Freigabe von Cannabis der Drogenmiss-
brauch und die damit verbundenen gesellschaftlichen Proble-
me zunehmen.
Die AfD lehnt deshalb die Freigabe von Cannabis ab.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Unser Gesundheitssystem ist in Gefahr 63
K A P I T E L 1 3
Schluss mit der
Technologiefeindlichkeit:
Energie und Klima
13.1 Klimawandel
Das Spurengas Kohlenstoffdioxid (CO 2) ist kein Schadstoff,
sondern eine unverzichtbare Voraussetzung für alles Leben.
Die Aussagen des Weltklimarats (IPCC), dass Klimaände-
rungen vorwiegend menschengemacht seien, sind wissen-
schaftlich nicht gesichert. Sie basieren allein auf Rechenmo-
dellen, die weder das vergangene noch das aktuelle Klima
korrekt beschreiben können. Schon vor der Industrialisie-
rung gab es Warm- und Kaltperioden, die sich nicht durch
die zugehörige CO 2-Konzentration der Luft erklären lassen.
Mit dem Beitritt zum Pariser Abkommen und dem von der
Bundesregierung erlassenen Klimaschutzplan 2050 hat
Deutschland sich verpflichtet, für die sogenannte „Dekarbo-
nisierung“ weitgehende Eingriffe in unsere Wirtschaft und
Gesellschaft vorzunehmen.
Wir wollen das Projekt der Dekarbonisierung über die
„Große Transformation“ beenden und den Klimaschutzplan
2050 der Bundesregierung aufheben.
Das Pariser Klimaabkommen vom 12.12.2015 ist zu kün-
digen. Deutschland soll aus allen staatlichen und privaten
„Klimaschutz“-Organisationen austreten und ihnen jede
Unterstützung entziehen.
13.2 Energiepolitik
Deutschland hat Strompreise, die mit jedem Zubau weite-
rer Wind- und Sonnenstromanlagen und dem Netzausbau
zwangsläufig weiter steigen. Der mit staatlicher Planwirt-
schaft erzeugte Ökostrom hatte im Jahr 2015 einen Markt-
wert von 3,3 Milliarden Euro. Zusammen mit den EEG-Sub-
ventionen kostete dieser Ökostrom die Verbraucher 27,5
Milliarden Euro (Quelle: BMWi). Diese Subventionen fließen
zu den Profiteuren der Energiewende und belasten jeden
Vierpersonenhaushalt bis 2025 mit jeweils 25.000 Euro. Da-
mit findet eine Umverteilung von unten nach oben statt. Die
volkswirtschaftlichen Mehrkosten der geplanten Energie-
wende allein im Strombereich werden bis 2050 zusammen
mehrere Billionen Euro betragen.
Die naturgesetzlich, technisch und wirtschaftlich beding-
ten und daher vorhersehbaren Probleme der Energiewende
wie weiter steigende Preise, gefährdete Netzstabilität, zuneh-
mendes Risiko für Stromausfälle und fehlende Großspeicher,
bleiben ungelöst.
Die ständige Verschärfung von Verordnungen und Ge-
setzen im Wärmesektor, wie die Energieeinspar-Verord-
nung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
(EEWärmeG) zur Dämmung und Heizung, führt zu stark
steigenden Bau- und Rückbaukosten und entsprechend ho-
hen Mieten, die die unteren Einkommensgruppen besonders
hart treffen.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Schluss mit der Technologiefeindlichkeit: Energie und Klima 65
Das Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2050 die
CO2-Emissionen um 80 bis 95 Prozent zu senken. Die Sek-
toren Mobilität und Wärme sollen durch Umstellung auf
Ökostrom ebenfalls emissionsfrei werden. Dies erfordert
einen Ausbau der Windenergieanlagen in einem Ausmaß
und mit einer Geschwindigkeit, die Wirtschaft und Bürger
überfordern.
Die bestehenden Kernkraftwerke wollen wir deshalb nicht
vor Ende ihrer Nutzungsdauer außer Betrieb nehmen.
Auch auf die Nutzung moderner Gas- und Kohlekraftwer-
ke wird Deutschland auf absehbare Zeit nicht verzichten
können.
Im Einzelnen fordern wir:
Das EEG ist ersatzlos zu streichen.
Solange das EEG noch nicht abgeschafft ist:
• sollen keine EE-Anlagen in Wäldern und Schutz-
gebieten errichtet werden
• sollen keine Vorrangflächen für Windenergieanlagen
ohne Zustimmung der betroffenen Bürger ausge-
wiesen werden
• soll der Mindestabstand von Windenergieanlagen
zur Wohnbebauung um das 10-fache der Gesamt-
höhe betragen
Die Laufzeit sicherer Kernkraftwerke muss sich nach
der technischen Nutzungsdauer richten.
Die verwertbaren Kernkraftwerk-Reststoffe müssen
für das Recycling rückholbar gelagert werden.
Zur Erhaltung der kerntechnischen Kompetenz ist
eine umfangreiche Beteiligung an internationalen
Forschungsprojekten sicherzustellen.
Die EnEV und das EEWärmeG sind abzuschaffen.
Die Elektromobilität muss sich wie jede Technik auf
marktwirtschaftlicher Basis entwickeln.
13.3 Land der Tüftler und Denker:
Technologie fördern
Als rohstoffarmes Land kann uns nur eine technologische
Spitzenposition langfristig den Wohlstand erhalten. Leider
sinkt das Ausbildungsniveau der nachrückenden Genera-
tionen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik). Eine allgemeine Techno-
logiefeindlichkeit wird durch die MINT-fernen Bedenken-
träger allgegenwärtig geäußert. Um das Verständnis und
die Entscheidungsfähigkeit für naturwissenschaftliche und
technische Zusammenhänge sowie Prozesse zu verbessern,
muss die inhaltliche Entwertung der MINT-Fächer an den
Schulen gestoppt werden.
Im Einzelnen fordern wir:
Zur Sicherung der wirtschaftlichen Basis müssen auf
allen Ebenen in Schulen, Bildungs- und Forschungs-
einrichtungen die MINT-Fächer stärker gefördert
werden. Dies erfordert neben finanziellen Mitteln auch
eine anhaltende Kampagne für die Bedeutung und die
Perspektiven solcher Ausbildungsgänge.
Ein gesellschaftliches Klima für eine offene, unbelas-
tete Diskussion neuer Technologien und Entwicklun-
gen zu fördern. Dabei sind neben der berechtigten
Erörterung von Risiken bei neuen Technologien auch
die Chancen stärker in den Fokus zu rücken. Das gilt
insbesondere beim Erlass von gesetzlichen Regelungen
zu Technologien.
66 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Schluss mit der Technologiefeindlichkeit: Energie und Klima
Schlüsseltechnologien, die für Deutschland relevant
sind, müssen identifiziert werden und durch substanzi-
elle Förderungsmodelle vorrangig entwickelt werden.
Um naturwissenschaftlichen und technischen Kompe-
tenzverlust zu stoppen und international den An-
schluss in weiteren Technologiefeldern nicht zu
verlieren, muss generell eine ideologiefreie Forschung
deutlich ausgebaut werden. Dazu sind bestehende För-
derlinien auszuweiten und Förderprogramme bis zum
Maßstab von Demonstrationsanlagen neu aufzulegen.
Hindernisse, die Unternehmensgründungen erschwe-
ren, sind zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zur
Förderung von Startups zu beschließen.
Der Schutz vor Industriespionage ist insbesondere
durch staatliche Maßnahmen zur Erhöhung der IT-Si-
cherheit und der Sicherheit der Datennetze zu verbes-
sern.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Schluss mit der Technologiefeindlichkeit: Energie und Klima 67
K A P I T E L 1 4
Verkehrswege erhalten und
ausbauen, Wohnungsbau
verstärken, ländlichen Raum
entwickeln
14.1 Verkehr
Im Schienenverkehr braucht unser Land ein gut ausge-
bautes und aufeinander abgestimmtes Nah- und Fernver-
kehrsnetz. Die Eisenbahninfrastruktur muss in der Hand des
Bundes verbleiben. Die LKW-Maut muss nach tatsächlicher
Fahrbahnbelastung durch schwere Achslasten erhoben
werden, dabei ist pro Fahrzeug die Anzahl der Achsen und
deren Achslast zu erfassen. Jeder Euro der LKW-Maut muss
zusätzlich in die Infrastruktur fließen.
Eine ideologisch geleitete Verkehrspolitik, die bestimmte
Verkehrsmittel bevorzugt oder diskriminiert, z.B. Diesel-
fahrzeuge, lehnt die AfD ab.
Deshalb wenden wir uns auch gegen ein flächendecken-
des Tempolimit und erfolglose Umweltzonen. Umweltzonen
haben nachweislich nicht zur Reduzierung der Feinstaube-
mission beigetragen. Sie sind daher abzuschaffen.
Die Infrastruktur unseres Landes wurde jahrzehntelang
vernachlässigt und ist in vielen Teilen marode. Die AfD will
deshalb ein bundesweites „Konjunkturprogramm Infrastruk-
tur“ (KPI) auflegen. Ziel des KPI ist die Sanierung und der
Ausbau von Schienen, Straßen, Wasserwegen, Brücken und
öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Theatern
und Museen.
Im Einzelnen fordern wir:
Erhalt der Substanz und Beseitigung von Engpässen
im Straßen- und Schienennetz,
ein Konjunkturprogramm Infrastruktur,
keine Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) bei Pro-
jekten der öffentlichen Infrastruktur,
Erstellung eines Verkehrskonzepts für den Güterfern-
verkehr unter Berücksichtigung moderner Logistik-
konzepte,
Einbeziehung aller Verkehrsträger in einen neuen Bun-
desverkehrsplan,
keine PKW-Maut sowie Novellierung der LKW-Maut,
Abschaffung der Umweltzonen,
kein flächendeckendes Tempolimit auf Autobahnen,
ein nationales Flughafenkonzept.
14.2 Wohnungsbau
Wohnraum ist in den deutschen Großstädten knapp und
teuer. Die Neubautätigkeit kann unter den vorliegenden
Rahmenbedingungen nicht mithalten.
Planwirtschaftliche Eingriffe wie die „Mietpreisbremse“
verschleppen das eigentliche Problem, anstatt es zu lösen.
Langfristig verkehrt sich der gewünschte Effekt der Miet-
preisbremse ins Gegenteil, weil sie private Investitionen in
den Wohnungsbau weniger rentabel macht und so auch den
dringend benötigten Neubau von Wohnungen ausbremst.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verkehrswege erhalten und ausbauen, Wohnungsbau verstärken, ländlichen Raum entwickeln 69
Wirksamer und nachhaltiger sind Maßnahmen, die den
Wohnungsbestand deutlich erhöhen. Hierzu gehören: Die
Ausweisung neuer und die Optimierung bestehender Bauge-
biete, die Beschleunigung der Baurechtschaffung und eine
Kostenverringerung durch die Beseitigung unnötiger Vor-
schriften etwa zur Wärmedämmung und Bürokratie.
Zur Eigentumsförderung sind Grundstücke von der
öffentlichen Hand zur Verfügung zu stellen und genossen-
schaftliches Wohnen zu fördern. Mieter, deren Einkommen
nicht für die Miete reicht, sind weiterhin durch Wohngeld zu
unterstützen.
Mieter und Eigentümer von Wohnraum sollen durch die
Senkung der Grund- sowie Grunderwerbsteuer entlastet
werden.
Im Einzelnen fordern wir:
Der Wohnungsbau muss durch geeignete Rahmen-
bedingungen verstärkt werden
Es muss mehr Bauland zur Verfügung gestellt werden
Baustandards müssen vereinfacht und Bürokratie
abgebaut werden
Staatliche Vorgaben sind zu entschlacken
Grund- sowie Grunderwerbsteuer sollen gesenkt
werden
14.3 Den ländlichen Raum stärken
Wir unterstützen die Stärkung der ländlichen Infrastruktur.
Die dort lebenden Menschen haben einen Anspruch auf ange-
messene Infrastruktur, auch wenn die Besiedlungsdichte gering
ist.
Damit wird zusätzlich der anhaltende Wanderungsdruck aus
den ländlichen Gebieten auf die Ballungszentren gemildert.
Hierzu sollen die Anbindung an das schnelle Datennetz und
die Anbindung an das überörtliche Straßen- und Schienennetz
verbessert werden.
70 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Verkehrswege erhalten und ausbauen, Wohnungsbau verstärken, ländlichen Raum entwickeln
K A P I T E L 1 5
Umwelt-, Natur- und Tier-
schutz, Verbraucherschutz
und Landwirtschaft
15.1 Wasserversorgung gehört in die öffentliche
Hand
Die AfD befürwortet die kleinteilige Wasserversorgung
durch Kommunen und Zweckverbände. Das Eigentum an
den Wasserressourcen, den Förderanlagen, der Wasserauf-
bereitung und am Verteilnetz muss in öffentlicher Hand und
damit in den Händen der Bürger verbleiben.
Eine EU-weite Liberalisierung und Kommerzialisierung
des Wassermarkts lehnt die AfD entschieden ab.
Eine generelle Privatisierung des Wassers oder der Wass-
erwerke, die durch Richtlinien der EU angeregt werden, darf
es nicht geben. Brunnen privater Grundstückseigentümer,
die hieraus ihr Trinkwasser gewinnen, sind hiervon ausge-
nommen.
15.2 Ausbau der Windenergie stoppen
Die Windenergie ist ein energiepolitischer Irrweg, ökono-
misch absurd und ökologisch kontraproduktiv.
Wir lehnen den weiteren Ausbau der Windenergie ab,
denn er bringt mehr Schaden als Nutzen.
Windenergieanlagen sind nur noch ausnahmsweise an
Standorten zuzulassen, an denen keine Beeinträchtigungen
für Menschen, Tiere oder das Landschaftsbild zu erwarten
sind. Anerkannte Studien zeigen seit Jahren die verheerende
Wirkung von Windkraftanlagen auf geschützte Vögel und
Fledermäuse. Gravierend sind auch die gesundheitlichen
Schadwirkungen auf den Menschen durch Schattenschlag
und Lärmemission. Die flächendeckende Zerstörung unserer
Landschaften ist die Folge von Windparks wie von zusätzli-
chen Stromtrassen. Bei der Standortwahl sind die Menschen
vor Ort durch Bürgerentscheide zu beteiligen.
15.3 Lärmschutz verbessern
Lärm verursacht Stress und macht krank. Lärm ist das
durch weite Teile der Bevölkerung am stärksten wahrgenom-
mene Umweltproblem. Die bisherigen Anstrengungen zur
Lärmvorsorge und insbesondere zur Lärmsanierung reichen
nicht aus.
Die AfD setzt sich deshalb für ein zielgerichtetes Investiti-
onsprogramm für den Lärmschutz ein.
15.4 Verbraucherschutz
Der Schutz der Verbraucher ist für die AfD einer der
zentralen Politikbereiche. Er ist eine Querschnittsaufgabe
und umfasst eine verbraucherfreundliche Wirtschaftspolitik
genauso wie Teile der Sozial-, Rechts-, Umwelt- und Ge-
sundheitspolitik. Da die Verbraucherschutzpolitik heute in
hohem Maß EU-gesteuert ist, will die AfD die Zuständigkeit
für Verbraucherschutz nach Deutschland zurückholen.
Wir setzen uns deshalb für eine Renationalisierung des
Verbraucherschutzes ein.
72 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Umwelt-, Natur- und Tierschutz, Verbraucherschutz und Landwirtschaft
Die AfD setzt sich für vermehrte Produktprüfungen durch
Stärkung der Gewerbeaufsicht ein und fordert eine transpa-
rente Kennzeichnung von Lebensmitteln mit verbraucher-
freundlichen, genauen Angaben zu Herkunft, Inhaltsstoffen
und Qualität. Wir wollen die Verbraucherorganisationen
durch ausreichendes Stiftungskapital stärken, um ihre Unab-
hängigkeit zu erhalten.
Die offenen Grenzen des Binnenmarkts haben zu einer
starken Zunahme unsicherer und gefährlicher Produkte
geführt. Hersteller und Importeure können sich die Unbe-
denklichkeit ihrer Produkte weitgehend selbst bescheinigen.
Dieser Entwicklung muss durch eine bessere personelle und
materielle Ausstattung der Gewerbeaufsicht und Produkt-
prüfung, vor allem bei Lebensmitteln, Kinderspielzeugen
und Elektrogeräten, begegnet werden.
15.5 Tierschutz: Tierquälerisches Schlachten
verbieten
Die AfD setzt sich für eine mitfühlende und würdevolle
Behandlung aller Tiere ein. Dies bezieht sich auf die Hal-
tung, den Transport und die Schlachtung. Tierschutzgesetze
müssen gleichermaßen für alle gelten.
Den Handel, die Bewerbung und die Einfuhr von Fleisch
aus tierquälerischer Schlachtung (Schächten) lehnt die AfD
ab.
Wir fordern eine ersatzlose Streichung des § 4a Abs. 2 Nr.
2 TierSchG. Länder wie Schweden, Niederlande, Schweiz,
Polen, Norwegen, Island, Liechtenstein und Dänemark sind
für uns in dieser Hinsicht Vorbild.
15.6 Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft
Die AfD steht zur Förderung von landwirtschaftlichen Fa-
milienbetrieben und Genossenschaften. Die Globalisierung
bewerten wir im Bereich der Landwirtschaft kritisch. Bü-
rokratie und Überregulierung durch EU, Bund und Länder
wollen wir abbauen. Wir wenden uns gegen die negativen
Auswirkungen eines weltweiten Preisdumpings zulasten
von Umwelt, Mensch und Tier. Unsere landwirtschaftlichen
Familienbetriebe müssen wieder in die Lage versetzt werden,
von ihrem Einkommen den sozialen Standard ihrer Familien
zu sichern und Investitionen für den Weiterbestand ihres
Hofs zu tätigen.
15.6.1 Regionalisierung und Direktvermarktung
Wir wollen die regionale Lebensmittelerzeugung und Di-
rektvermarktung durch bäuerliche Betriebe stärken. Hinder-
liche Vorschriften sind zu beseitigen.
Regionale Erzeugungs- und Vermarktungsstrukturen
sparen Ressourcen, garantieren lokale Arbeitsplätze und ma-
chen das Land attraktiv. Wir fordern auch in diesem Bereich
eine Rückführung der Gesetzgebungskompetenzen von der
EU auf die Länderebene.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Umwelt-, Natur- und Tierschutz, Verbraucherschutz und Landwirtschaft 73
15.6.2 Alte Kultursorten erhalten
Alte Kultursorten gehören zum kollektiven Eigentum aller
Menschen. Dennoch müssen hohe Gebühren für die Anmel-
dung uralter Sorten gezahlt werden, wenn diese vermarktet
werden sollen. Diese Klausel im Saatgutverkehrsgesetz
schützt große Konzerne vor der Konkurrenz durch Klein-
betriebe. Durch die Erlaubnis, alte Kultursorten lizenzfrei
vermehren zu können, wird die Sortenvielfalt beim Endver-
braucher breiter werden.
Die AfD fordert die Aufhebung aller Handelsbeschrän-
kungen für alte Nutzpflanzensorten.
15.6.3 Rahmenbedingungen für Kleingärten und
Kleintierhaltungen verbessern
Wer Lebensmittel selbst erzeugt, weiß um ihren Wert.
Nutzgartenbesitzer und Kleintierhalter gewinnen frische Le-
bensmittel, erhalten die genetische Vielfalt und leisten einen
Beitrag für die Krisenvorsorge.
Um weiterhin breiten Bevölkerungsschichten diesen Zu-
gang zu ermöglichen, will die AfD die Rechtssicherheit von
Kleingärten und Kleintierhaltungen stärken und Regularien
abbauen.
15.6.4 Für eine gentechnikfreie deutsche
Landwirtschaft
Die AfD setzt sich für gentechnikfrei erzeugte Lebensmittel
aus der deutschen Landwirtschaft ein. Der streng kontrol-
lierte Einsatz der Gentechnik in Forschung und Wissen-
schaft bleibt erlaubt.
74 Wahlprogramm Bundestagswahl 2017 | Umwelt-, Natur- und Tierschutz, Verbraucherschutz und Landwirtschaft
für
V.i.S.d.P.:
Alternative für Deutschland (AfD),
vertreten durch den Vorstand,
dieser vertreten durch die Bundessprecher
Dr. Frauke Petry und Prof. Dr. Jörg Meuthen
Schillstraße 9, 10785 Berlin
Deutschland
Kontaktdaten
Telefon: 030 2205696-0
Telefax: 030 2205696-29
E-Mail: bgs@alternativefuer.de
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damit die Spende korrekt zugeordnet werden kann.
Echt alternativ.
Für Deutschland.
www.afd.de/wahlprogramm
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